Ablenkung häufigste Unfallursache, aber jeder Dritte nützt Handy am Steuer

Symbolbild (gestellte Aufnahme)
Symbolbild (gestellte Aufnahme)APA/HANS KLAUS TECHT
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Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen fotografiert sogar während der Fahrt. Asfinag und Ö3 starten nun Kampagnen.

Ablenkung ist die Hauptursache tödlicher Verkehrsunfälle. Grund ist insbesondere das Handy. Obwohl acht von zehn Lenkern selbst sagen, dass das Schreiben oder Lesen von Nachrichten ablenkt, nützt ein Drittel das Handy am Steuer - obwohl es verboten ist. Das ergab eine Umfrage des Ifes-Institus im Auftrag der Asfinag. Der Autobahnbetreiber startet nun die Info-Kampagne "Hallo Leben", auch der Radiosender Ö3 widmet sich mit der Kampagne "Ich bin kein Smartloch" dem Problemfeld, wobei hier auch das Filmen von Unfallorten durch Schaulustige thematisiert wird.

Bei der Umfrage gab jeder Zehnte an, häufig das Mobiltelefon ohne Freisprecheinrichtung zu nützen. Insbesondere im Stop-and-go-Verkehr greift jeder Vierte oft zum Handy, kam bei der Umfrage unter 1000 Autofahrern, durchgeführt im April, heraus. Verkehrssicherheit sei "absolute Teamarbeit" und "keine Frage des Wissens, sondern des Wollens", sagte Karin Zipperer, Vorstandsdirektorin der Asfinag bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien. "Die teuerste Sicherheitseinrichtung nützt nichts, wenn viele im Blindflug mit dem Smartphone unterwegs sind."

Fotografieren beim Fahren

Mehr als die Hälfte der Unter-30-Jährigen gab sogar an, während der Fahrt bereits Videos oder Fotos aufgenommen zu haben. Besonders "beliebt" sind Naturereignisse wie Sonnenauf- und Untergang oder Regenbögen, dies haben 19 Prozent der Befragten bereits abgelichtet. Dahinter folgen besondere Wetterverhältnisse wie Wintereinbruch oder die Temperatur am Display mit 16 Prozent und mit 14 Prozent Landschaft und Tiere. Das Ablenkungsrisiko wird wissentlich in Kauf genommen, das eigene Fahrkönnen wiederum stark überschätzt, konstatierte die Verkehrspsychologin Bettina Schützhofer.

2017 starben auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen 56 Personen. Durch Unachtsamkeit oder Ablenkung passierten 17 tödliche Unfälle, bei denen 19 Menschen ums Leben kamen - also ein Drittel aller Todesopfer. "Zwei Sekunden abgelenkt bei Tempo 130 sind fast 80 Meter im Blindflug", so Zipperer.

Konsequenzen werden unterschätzt

Wie die Umfrage auch ergab, musste knapp die Hälfte der Österreicher in den vergangenen zwölf Monaten in einer gefährlichen Situation voll abbremsen, weil er oder sie abgelenkt war. Viele seien der Meinung, sie könnten SMS am Steuer lesen oder schreiben und dies durch langsameres Fahren kompensieren, erläuterte Schützhofer. Insbesondere junge Lenker "führen im Schnitt doppelt so viele ablenkende Tätigkeiten aus als ältere", sagte die Expertin.

Die Konsequenzen werden vielfach unterschätzt. Bewusstseinsbildung "muss in der Ausbildung beginnen", sagte Schützhofer. Obwohl Handygebrauch am Steuer seit fast 20 Jahren verboten ist, wurde es für viele bereits zur alltäglichen Gewohnheit, erklärte die Psychologin. Diese Gewohnheit muss durchbrochen werden, "das Verhalten zu ändern ist der schwierigste Schritt".

"Hallo Leben" und "kein Smartloch"

1,3 Millionen Euro lässt sich die Asfinag die Kampagne "Hallo Leben" kosten. 200 Plakate, dutzende Zeitungsinserate sowie Spots in Radio und TV vor der Handybenützung am Steuer warnen. "Autofahren ist keine Nebentätigkeit, dafür braucht es die volle Aufmerksamkeit", sagte Zipperer.

Der ORF-Radiosender Ö3 startet zugleich die Sicherheitskampagne mit dem Slogan "Ich bin kein Smartloch". Die Aktion wird am heutigen Dienstag bei der Verleihung des 17. Ö3-Verkehrsawards vorgestellt. Es folgen ein mehrwöchiger Schwerpunkt im Radio-Programm und auf oe3.orf.at sowie Printinserate, Audio- und Kinospots. Egal, ob man mit seinem Smartphone die Rettungskräfte bei ihrem Einsatz behindert, ob man damit bei Rot über die Straße läuft oder am Rad nur noch kurz die Mails checkt, die Konsequenzen seien immer öfter fatal, hieß es in einer Aussendung.

Ablenkung beim Autofahren
Ablenkung beim Autofahren(c) APA

(APA)

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