René Benko: Der neue Herr der Innenstadt

Benko neue Herr Innenstadt
Benko neue Herr Innenstadt(c) Clemens Fabry
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Luxushotel, Fußgängerzone, noble Shops – und vielleicht ein Nobu-Restaurant für Wien. Keiner prägt die City so stark wie der Tiroler Immobilieninvestor René Benko.

Sie sind so etwas wie der neue Bezirksvorsteher der Wiener Innenstadt. Ihre Entscheidung hat auf das Stadtbild mehr Auswirkungen als jede politische.

René Benko: Bezirksvorsteherin ist nach wie vor Frau Stenzel, und Bürgermeister ist Herr Häupl. Mit meinen Häusern und Ideen leiste ich nur einen Beitrag. Meine Vision ist es, der Innenstadt zusätzliches Weltstadtflair zu bringen.


Sie wollen rund um die beiden Ex-Bankzentralen Bawag und Länderbank die Luxusmeile Kohlmarkt-Graben ausdehnen und die Fußgängerzone bis zum Hof führen, wo in der Ex-Länderbank ein Luxushotel entsteht. Als Favorit gilt das Park Hyatt.

Das Park Hyatt kann ich noch nicht bestätigen. Derzeit haben wir zwei Konzerne, die es in Österreich noch nicht gibt und mit denen wir fast unterschriftsreif sind. Für beide Konzepte müssen wir die Abstimmungen mit Stadt und Bundesdenkmalamt abwarten, sie sind sich aber ähnlich: Die Schalterhalle wird auf jeden Fall zum Bar-, Restaurant-, Lounge-Bereich. Ich habe recht ambitionierte kaufmännische Vorstellungen, was ich mir an Ertrag vom Betreiber erwarte, und es gibt einen Favoriten, der sagt, er will den Standort, koste es, was es wolle, und den anderen, der ihn auch will, aber nicht um jeden Preis.

Sie haben Weltstadtflair erwähnt. Welche Shops sollen den versprühen?

Für die Kärntner Straße wären das z. B. Topshop, Desigual, forever21. In den Bankzentralen, vor allem der Bawag, wo 20 bis 25 Shops entstehen, eher Luxusretailer. Solche, die in Österreich nicht vertreten sind, und solche, die da sind, aber in B-Lagen oder am Kohlmarkt und dort ein zu kleines Geschäft haben.

Sehen Sie die Gefahr, dass Wien durch das steigende Angebot an internationalen Marken austauschbarer wird? London, Paris, überall in den Citys gleichen sich Auslagen.

Wien mit seinen Sehenswürdigkeiten wird nie austauschbar sein. Doch wenn es eine Weltstadt sein will, braucht es Weltstadtangebot, und das ist ausbaufähig.

Auf Kosten der Traditionsbetriebe, die aus dem Stadtbild verschwinden.

Wir schließen keine Traditionsbetriebe. Tradition hat etwas für sich, doch ein Traditionsbetrieb muss sich auch weiterentwickeln, um Umsätze zu erzielen. Handel ist Wandel.

Sind Sie ein Neoliberaler?

Im Gegenteil. Ich bin weder in die eine noch die andere Richtung festgelegt. Ich bin offen für Neues, aber auch traditionsbewusst. Das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck wäre ohne patriotische Ortszugehörigkeit nicht entstanden. Da ist es uns gelungen, einen Traditionsbetrieb, der zum Schandfleck wurde, wieder zum Wahrzeichen zu entwickeln.


Für dessen Architektur es viel Kritik gab. Oder würden Sie das Undank nennen?

Jeder hat die Freiheit der eigenen Meinung. Den Architektenwettbewerb hat, zugegeben, ein sehr modernes, aggressives Projekt gewonnen. Die einen waren begeistert, die anderen fanden es eine Katastrophe. Der jetzige Entwurf von David Chipperfield hat kaum Kritiker. Ein paar gibt es immer, aber ich bin nicht dazu da, es allen recht zu machen.

Apropos es allen recht machen. Sie wollen das Innenstadt-Palais, in dem das Kunstforum ist, kaufen. Vom Bürgermeister hört man, dass er will, dass das Kunstforum weiterbesteht. Eine Kunstinstitution im Portfolio wäre für Sie neu. Trauen Sie sich das zu?

Ich traue mir alles zu, was ein gutes Projekt für die Stadt ist und einen guten Nutzen hat. Die Gespräche mit der Bank Austria über den Erwerb der Immobilie sind sehr weit gediehen. Was die Zukunft des Kunstforums betrifft, wird die BA bis Ende März eine Lösung präsentieren. Es ist offen, ob es im Haus bleibt oder an einen anderen Standort kommt.

Was sagt denn der Bürgermeister zu Ihren Fußgängerzonen-Plänen in der Bogner- und der Seitzergasse?

Wir haben alle politischen Gremien eingebunden und von allen Fraktionen positive Signale bekommen.

Sie haben sehr viele sehr gute Kontakte. Hilft Ihnen bei so etwas Lobbying?

Ein Projekt, das eine so einmalige Chance für die Stadt ist, braucht Geduld, aber kein Lobbying. Wenn die Fußgängerzone bis zum Hof ausgedehnt wird, hat der Platz die Chance, zum Place Vendôme Wiens zu werden. Das heißt nicht, dass der Verkehr dort wegkommt – auf dem Place Vendôme in Paris gibt es den auch – aber mit der Fußgängerzone als Luxusmeile und dem Hotel hat der Ort ein Riesenpotenzial. Der eine oder andere gute Kontakt hilft hier nur, das Projekt schneller umzusetzen.

Sie sagen, dass alle, die Sie beraten, auch Ihre Freunde sind. Im Signa-Beirat sitzen unter anderem Alfred Gusenbauer, Susanne Riess-Passer, Casinos-Boss Karl Stoss, früher Ernst Strasser. Waren das erst Berater und dann Freunde oder suchen Sie strategisch Freundschaften?

Ich glaube, Freundschaften kann man sich nicht gezielt aufbauen. Das wäre sehr oberflächlich. Meine Beiräte kannte ich privat schon lange, bevor sie zu mir in den Beirat gekommen sind.

Sie decken politisch ein breites Spektrum ab.

Reiner Zufall. Ich bin politisch interessiert, aber bin weder stark ÖVP- noch SPÖ-minded. Ich kann Überlegungen der unterschiedlichsten Parteien Positives abgewinnen, gehe aber nicht mit allem d'accord. Ich bin politisch neutral.

Haben Sie so etwas wie eine imaginäre Liste mit Häusern in Wien, die Ihnen noch fehlen?

Das klingt, als würde ich DKT spielen. Wenn sich attraktive Gelegenheiten ergeben, sage ich nicht Nein, aber ich habe keine Einkaufsliste.

Dann anders gefragt: Haben Sie weitere Pläne für ein „Upgrading“ der Stadt?

Es gibt Gastronomiekonzepte, die man nach Österreich holen könnte – das Nobu oder das Hakkasan aus London. Ich bin immer wieder im Gedankenaustausch, vor allem jetzt, da so viele neue Flächen entstehen. Ich will, dass die Stadt attraktiv bleibt, weil dann der Wert meiner Häuser und die erzielbaren Mieten steigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2010)

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