Unwetter: Ein Todesopfer in Graz, Bezirk Neunkirchen zum Katastrophengebiet erklärt

Der entwurzelte Baum im Stadtpark in Graz.
Der entwurzelte Baum im Stadtpark in Graz.(c) APA (Erwin Scheriau)
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Starkregen, Sturm und Hagel sorgten im Bezirk Neunkirchen für Weltuntergangsstimmung. Auch andere Regionen waren schwer betroffen. In Graz forderte das Unwetter ein Todesopfer.

Schwere Unwetter haben ab Dienstagnachmittag weite Teile Österreichs heimgesucht. Besonders stark betroffen war das Bundesland Niederösterreich. Die Bezirkshauptmannschaft von Neunkirchen musste am frühen Abend mitteilen, dass "eine Katastrophe vorliegt". In Graz gab es durch einen umgestürzten Baum im Stadtpark ein Todesopfer zu beklagen. Laut Heimo Krajnz von der Berufsfeuerwehr Graz fiel ein Baum auf einen Passanten. Die Sturmböen ließen auch Bäume und Äste auf Oberleitungen von Straßenbahnen stürzen.

Aus Sicherheitsgründen mussten stellenweise die Arbeiten am späten Dienstagabend vorerst beendet werden. Die Aufräumarbeiten in den betroffenen Gebieten werden wohl den ganzen Mittwoch andauern.

"Katastrophengebiet" Neunkirchen

Das Rote Kreuz richtete aufgrund der angespannten Wetterlage Notunterkünfte für die Nacht im Bezirk Neunkirchen ein. Entsprechende Betreuungszentren gab es einer Aussendung zufolge in Scheiblingkirchen, Gloggnitz, Puchberg am Schneeberg und Kirchberg am Wechsel. Zudem wurden 1000 Liter Getränke, 500 Würstel, 700 Semmeln, 15 Kilo Äpfel und 300 Müsliriegel zur Ausgabe verladen.

Mittwochfrüh werden zur Verstärkung der örtlichen Helfer 60 Spezialkräfte eines Katastrophenzuges aus dem Bezirk Wiener Neustadt eintreffen, berichtete Franz Resperger vom Landeskommando.

Die mächtigen Gewitter, die über die Bezirke Neunkirchen, Wiener Neustadt, Krems, Zwettl, Gmünd und Waidhofen a.d. Thaya gezogen waren, führten zu 350 Feuerwehreinsätzen, die 1100 Mitglieder auf Trab hielten. Insgesamt wurden in den Unwetterregionen 120 Keller und Häuser teilweise bis zu einem Meter hoch überflutet. Nachdem eine ersten Gewitterzelle am Nachmittag bereits enormen Schaden im Bezirk Neunkirchen angerichtet hatte, zog gegen 20 Uhr eine zweite Front über die Region und sorgte wiederum für weiträumige Überflutungen, wobei auch mehrere Bäche und Flüsse über die Ufer traten.

Unwetter im Bezirk Neunkirchen.
Unwetter im Bezirk Neunkirchen.(c) APA/EINSATZDOKU.AT (EINSATZDOKU.AT)

In Otterthal im Bezirk Neunkirchen wurden die Bewohner eines Bauernhofes in letzter Sekunde von der Feuerwehr aus ihrem überfluteten Haus gerettet, so Resperger. Verletzte waren nicht zu beklagen. Um bedrohte Objekte zu schützen, wurden Tausende Sandsäcke bereitgestellt. Zudem wurden zwölf Großpumpen in Stellung gebracht, mit denen pro Stunde bis zu 900.000 Wasser abgepumpt werden konnten.

Ebenfalls in Otterthal konnte das Rote Kreuz eine Frau mit zwei Kindern im Alter von zwölf und sechs Jahren aus den Fluten retten. Die drei Personen waren in einem Auto von den Wassermassen überrascht worden und kamen weder vor noch zurück.

Die Aufräumarbeiten im Bezirk Neunkirchen sollen laut Resperger am Mittwoch in der Früh wieder anlaufen und "werden vermutlich den ganzen Tag andauern". Auch in der Nacht auf Mittwoch wurden die Pegel der teilweise hochwasserführenden Bäche und Flüsse beobachtet.

Auch der Bezirk Wiener Neustadt wurde dem Sprecher zufolge von Ausläufern des Unwetters getroffen. Straßen und Wiesen seien überflutet worden. Kleine Bäche seien zu reißenden Flüssen geworden, sagte Resperger. In einer Mure sei ein Rettungswagen mit einem Notfallpatienten stecken geblieben. Die Helfer mussten das Fahrzeug befreien.

Mehr als 100 Einsätze im Stadtgebiet von Krems

Heftige Regenfälle haben am Dienstag auch die Feuerwehren im Bezirk und insbesondere im Stadtgebiet von Krems gefordert. Ab 17.00 Uhr rückten die Helfer zu mehr als 100 Einsätzen aus. Dutzende Keller und Liftschächte mussten ausgepumpt werden, Straßen waren teilweise bis zu 40 Zentimeter hoch überflutet, vorübergehende Sperren waren die Folge.

Besonders betroffen war laut Freiwilliger Feuerwehr Krems der Stadtteil Mitterau. Dort waren die Helfer in 16 Hochhäusern im Einsatz. Einige Gebäude waren kurzzeitig ohne Strom.

Zahlreiche Häuser waren auch entlang der Ringstraße betroffen. Im Bundesrealgymnasium Krems drang Wasser über Klassenräume in das Stiegenhaus ein. Aus der Altstadt wurden Wassereintritte in eine Apotheke, ein Hotel, eine Arztpraxis und mehrere Restaurants gemeldet. Im Bereich der Langenloiserstraße gab eine Weingartenmauer nach. Am Campus drang Wasser in den Keller ein, im Bereich der Kläranlage musste als Vorsichtsmaßnahme eine Barriere mit Sandsäcken errichtet werden. Zu den letzten Einsätzen wurde die Feuerwehr gegen 19.00 Uhr gerufen. Insgesamt 150 Helfer waren aufgeboten.

Auch in Krems hatte die Feuerwehr viel zu tun.
Auch in Krems hatte die Feuerwehr viel zu tun.(c) Feuerwehr Krems (Manfred Wimmer)

Besonders fordernd sei die große Anzahl an Einsätzen gewesen, die gleichzeitig zu absolvieren waren, sagte der Kommandant der Feuerwehr Krems, Gerhard Urschler. Verletzt wurde niemand, allerdings blieben einige Autofahrer liegen, die mit ihren Fahrzeugen durch die Wassermassen gefahren waren. Außerhalb der Stadt Krems stand die Feuerwehr in Mautern, Lengenfeld und Langenlois im Unwettereinsatz.

Hagel in Deutschkreutz

Im Burgenland hat es am Dienstagabend knapp 50 Unwetter bedingte Einsätze gegeben. Nach einem Gewitter samt Hagel am Nachmittag im Mittelburgenland war nach 19 Uhr vor allem der Landessüden betroffen. "Rudersdorf und Deutsch Kaltenbrunn (Bezirk Jennersdorf) waren mit 15 Feuerwehreinsätzen dieses Mal der Hotspot", teilte ein Sprecher der Landessicherheitszentrale (LSZ) heute, Mittwoch der APA mit.

"Zahlreiche Keller waren überflutet, viele Bäume sind aufgrund des starken Windes umgestürzt und haben zum Teil auch Straßen blockiert", schilderte der Sprecher. In Zemendorf (Bezirk Mattersburg) setzte ein Blitzschlag einen Zählerkasten in Brand. In Heiligenbrunn (Bezirk Güssing) kappte ein Baum eine Stromleitung. Zahlreiche Haushalte waren laut LSZ für etwa eine Stunde ohne Strom. In Oberkohlstätten (Bezirk Oberwart) musste auch die Rettung ausrücken. Eine Frau wurde durch ein zuschlagendes Gartentor leicht verletzt und wurde ins Spital gebracht.

"Für heute Nachmittag sind erneut gewittrige Schauer und Starkregen prognostiziert. Der Schwerpunkt wurde für die erste Nachmittagshälfte angekündigt", sagte der Sprecher der LSZ.

Volle Keller in Vorarlberg

Nach Starkregen im Kleinwalsertal in Vorarlberg hat die Feuerwehr am Dienstagnachmittag fünf Einsätze verzeichnet. Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) liefen einige Keller voll, auch ein Bach trat über die Ufer. Wegen der Gefahr eines möglichen Hangrutsches wurde ein Erkundungsflug mit dem Helikopter durchgeführt.

Gegen 15.00 Uhr "blieb über dem Kleinwalsertal eine Gewitterwolke hängen", beschrieb die RFL auf APA-Anfrage das Geschehen. Laut Angaben der Polizei gegenüber dem ORF Vorarlberg wurde in Riezlern auch Teile der Kleinwalsertalstraße überschwemmt.

Ob der unter Augenschein genommene Hang tatsächlich abzurutschen drohte, stand vorerst nicht fest. Aus Sicherheitsgründen wurde aber eine Fahrbahn gesperrt, auf die Geröll niedergehen könnte.

(Red./APA)

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