St. Peter „schließt“ nach Festspielen

Risse, Nässe: Der Zustand der Stiftskirche macht Erzabt Korbinian Birnbacher Sorgen.
Risse, Nässe: Der Zustand der Stiftskirche macht Erzabt Korbinian Birnbacher Sorgen.(c) Herbert Rohrer/Wildbild
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Eine der größten Kirchen Salzburgs wird für ein Jahr gesperrt. Es steht eine Generalsanierung und ein Umbau an. Davor gibt es noch das alljährliche Festspiel-Konzert.

Salzburg. Eigentlich wollte Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter, die Stiftskirche nur ausmalen, Risse schließen und da und dort den Marmor ausbessern. Doch als vor acht Jahren mit den Planungen für die Renovierung der zum Teil noch aus dem achten Jahrhundert stammenden Kirche begonnen wurde, stand rasch fest: Eine oberflächliche Retusche würde nicht reichen. „Wir müssen die Sanierung von Grund auf angehen“, erzählt der Erzabt bei einem Rundgang durch die Kirche.

Die Schäden, die im Lauf der Jahrhunderte an der Kirche des Erzstifts St. Peter entstanden sind, kann man mit freiem Auge sehen. Ein großer Riss zieht sich durch die Decke des Längsschiffs. „Der sieht wilder aus, als er ist“, sagt der Erzabt, der längst Fachmann für die Restaurierung ist. Größere Sorgen machen ihm andere Risse: Der Bereich des Hochaltars, der im 17. Jahrhundert angebaut worden war, neigt sich nach hinten.

Überflutete Krypta

Wird nichts getan, würde der Gebäudeteil irgendwann nach hinten kippen. Von der Kuppel – auch sie wurde nachträglich errichtet, weil die Mönche von St. Peter dem Dom des Fürsterzbischofs in nichts nachstehen wollten – bröckelt das Mauerwerk. Um den Altarraum zu schützen, wurde ein Netz eingezogen. Im Marmor zeichnen sich fingerdicke Risse ab. Die Heizung, die in den 1950er-Jahren eingebaut wurde, ist nicht nur wärmetechnisch ein Sorgenkind. Die Rohre sind durchgerostet, das führt zu Wasserverlusten.

Die Folge: In der Äbtekrypta unter dem Altarraum stand das Wasser nach einem Rohrbruch zentimeterhoch. „Wir haben zwei Wochen gebraucht, um den Schaden überhaupt zu finden“, berichtet der Erzabt. Ein riesiger Brocken der Renovierung sind die Kirchenbänke, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Abt Beda Seeauer eingebaut wurden.

„Seit Generationen ist der Wurm drin.“ Mittlerweile sind einzelne Bänke so durchlöchert, dass sie mit Brettern unterlegt werden mussten. Kurz und gut: Es gibt so viele anstehende Baustellen, dass die Salzburger Benediktinermönche ihre Kirche für ein Jahr zusperren. Immerhin eines der größten und beliebtesten Gotteshäuser in der Stadt Salzburg.

„Wir weichen in der Zeit der Renovierung auf den Nonnberg aus“, erzählt der Erzabt. Die Benediktinerinnen geben den Ordensbrüdern Herberge für den Sonntagsgottesdienst.

Auch die Salzburger Festspiele müssen im Jahr der Renovierung auf eine Spielstätte verzichten. Die c-Moll-Messe von Mozart in St. Peter ist alljährlicher Fixpunkt des Festivals (diesmal am 9. August um 19.30 Uhr) „Die Messe ist für diesen Raum komponiert wurden und das spürt man bei jedem Ton“, sagt Birnbacher. Der Umbau der Orgel ist übrigens auch Teil des Renovierungsprojekts. Das Orgelwerk aus 1917 wird durch eines ersetzt, das dem Klang zur Zeit Mozarts eher entspricht.

Im Zug der Renovierung werden die Benediktiner auch den Altarraum neu gestalten. Es werden Stufen entfernt. Im Zentrum – genau unter der Kuppel – wird eine Öffnung in die Krypta das Zentrum eines Rings bilden. Es kommt ein neues Chorgestühl, Eingriffe früherer Renovierungen werden rückgebaut. In der Krypta werden 1927 eingebaute Grablegen entfernt, dafür soll das aus dem 9. Jahrhundert stammende Bauwerk betont werden. Eine frühromanische Apsis, die 1927 gekappt wurde, wird optisch wieder angedeutet.

Wiedereröffnung im Herbst

Für die Archäologen die Gelegenheit, unbekannte Teile unter der Kirche unter die Lupe zu nehmen. Der Bereich rund um das Stift ist nämlich der älteste Siedlungsraum der Stadt Salzburg – und damit auch für die Stadtgeschichte höchst interessant.

Die Renovierung kommt die Erzabtei samt neuer Sicherheitstechnik und barrierefreiem Zugang auf rund zwölf Millionen Euro. Den Großteil trägt das Kloster selbst. Trotzdem bittet der Erzabt um öffentliche Förderung und private Spenden. Im September 2019 – exakt ein Jahr nach der Schließung der Kirche – soll übrigens am Festtag des Heiligen Rupert der neue Altar geweiht und das Gotteshaus neu eröffnet werden. Ein sportlicher Zeitplan für das kirchliche Großprojekt.

LEXIKON

St. Peter. Große Teile der Stiftskirche stammen aus vorromanischer Zeit, sie dürfte die erste Bischofskirche in Salzburg gewesen sein. Die Fundamente gehen auf das 5. Jh. zurück. Die größten Umbauten entstanden im 17. Jh. Abt Beda Seeauer ließ St. Peter im 18. Jh. im Stil des Rokoko umgestalten.

Web:www.stift-stpeter.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2018)

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