Insgesamt 48 Georgier wurden in Österreich verhaftet, ihren Ursprung hatten die Ermittlungen Anfang 2009 in Spanien. Das Bundeskriminalamt macht die Bande für 30 Prozent aller Einbrüche in Wien verantwortlich.
Sie haben ein schönes Leben gehabt, schöne Wohnungen, tolle Autos.“ Nüchtern und sachlich formulierte der leitende Ermittler des Bundeskriminalamts, Ernst Geiger, den Nachruf auf die Karriere zweier in Wien lebender georgischer Mafia-Paten, die sich seit Wochenbeginn im Gewahrsam der österreichischen Behörden befinden. Mit ihnen gingen in einer länderübergreifend durchgeführten Schwerpunktaktion allein in Österreich 48 Kriminelle hinter Gitter, seit Sonntag hat es 25 Verhaftungen gegeben.
Insgesamt wurden im Rahmen der „Operation Java“ in ganz Europa 69 Personen verhaftet – gute Presse für eine Exekutive, die bis zuletzt wegen der stetig steigenden Kriminalitätsrate im Zentrum der öffentlichen Kritik stand.
Die Erleichterung über die geglückte Zusammenarbeit mit Fahndern aus Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz stand den verantwortlichen Beamten am Dienstag ins Gesicht geschrieben. Der Chef des Bundeskriminalamts Franz Lang nutzte die Gelegenheit für Eigen-PR. Vor allem die von einer massiven Einbruchswelle geplagte Bevölkerung Wiens könne sich fortan auf ruhigere Zeiten einstellen. 30 Prozent aller Wohnungseinbrüche in Österreichs Hauptstadt gingen nämlich auf das Konto der nun zerschlagenen Organisation, sagte Österreichs höchster Kriminalist.
Mit der Bim zum Tatort
Ihren Ursprung hatten die Ermittlungen Anfang 2009 in Spanien, wo den Behörden der ausschweifende Lebensstil einiger Bosse aufgefallen war, die es sich in Luxusvillen in den besten Lagen bequem gemacht hatten. Schnell stießen die Behörden auf ein weit verzweigtes Netzwerk. Einer der ermittelten Knotenpunkte lag in Wien.
Hier liefen die Fäden bei zwei Paten (die georgische Mafia nennt sie „Diebe im Gesetz“) zusammen, die die Organisation von Wohnungen in Währing und der Leopoldstadt aus führte. Ihr Betätigungsfeld reichte von Einbrüchen über Drogenschmuggel, Geldwäsche und Erpressung bis hin zu Bestechung und illegalem Waffenbesitz.
172 Beamte führten im gesamten Bundesgebiet zahlreiche Hausdurchsuchungen durch. Dabei wurden große Mengen Diebesgut sichergestellt, darunter PCs und Notebooks. Aber auch Schmuck gehörte zur bevorzugten Beute der Bande.
Die Ermittlungen gaben auch Einblick in die Arbeitsweise der Kriminellen. Kfz-Einbrecher spazierten gut gekleidet in Anzügen durch die Straßen, um das Risiko einer Personenkontrolle zu minimieren. Wohnungseinbrecher benutzten in der Stadt die öffentlichen Verkehrsmittel für An- und Abreise vom Tatort. Ausländische Kennzeichen werden in Regionen mit wachsamer Nachbarschaft zu häufig als verdächtig bei der Polizei gemeldet.
Für den Vertrieb der Beute entwickelten die Täter – die meisten von ihnen sind Asylwerber – eine ausgeklügelte Logistik. In der „heißen Phase“ nach einem Einbruch dienten zunächst Bunkerwohnungen als Zwischenlager. Nachdem der Fahndungsdruck gesunken war, ging es ans Verteilen, zum Beispiel über den Postweg ins Ausland. In präparierten Autos schmuggelten die Täter Ersatzdrogen nach Georgien, wo auf dem Schwarzmarkt höhere Preise als in Wien zu erzielen sind. Beute, die übrig blieb, wurde in Österreich selbst vertrieben, etwa auf dem Mexikoplatz in der Leopoldstadt, wo Schmuck und Designerkleidung im „Angebot“ standen.
Untereinander kommunizierten die Täter verschlüsselt und mit Codes über Handys und E-Mail. Der ganz große Erfolg für die Ermittler blieb jedoch aus: Der Pate aller Paten ist nach wie vor in Freiheit. Er soll sich irgendwo in Südwesteuropa aufhalten.