Cafetiers gegen Trafikanten: Streit um Coffee to go

Für den Cafetier stellt sich die Frage, wie in Trafiken mit den strengen Hygienevorschriften–etwa der Kühlkette bei Frischmilch – umgegangen wird.
Für den Cafetier stellt sich die Frage, wie in Trafiken mit den strengen Hygienevorschriften–etwa der Kühlkette bei Frischmilch – umgegangen wird.(c) APA/AFP/STRINGER
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Ab 1. September dürfen Trafiken Kaffee im Einwegbecher verkaufen. Trafikanten schätzen, dass das nur zehn Prozent tun werden.

Wien. Die EU hat erst im Frühling die Absicht formuliert, nicht nur den Plastikmüll zu reduzieren, sondern auch die Zahl der Einwegbecher massiv zu senken. Wie genau das passieren soll, wurde noch nicht festgelegt. Es wird wohl auch noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken brauchen. Denn derzeit sieht es zumindest hierzulande nicht danach aus, als ob vor allem die omnipräsenten Becher für den Coffee to go bald weniger würden. Im Gegenteil, ab 1. September dürfen österreichweit auch Tabaktrafiken Heißgetränke zum Mitnehmen verkaufen. Das sorgt bei den Kaffeehausbetreibern für Kritik.

Konkurrenz für kleine Cafés

Dort stößt man sich nicht nur an der neuen Konkurrenz, sondern vielmehr an die Vorgehensweise. Geregelt wird die Neuerung nämlich über die Monopolverwaltung, konkret über den Nebenartikelkatalog. Dort steht festgeschrieben, welche Nebenprodukte eine Trafik verkaufen darf. Ab 1. September gehören auch Kaffee und andere Heißgetränke dazu, allerdings ausschließlich zum Mitnehmen. Eigene Verabreichungsplätze, egal, ob Sitz- oder Stehplätze, darf es für den Coffee to go nicht geben.

„Das wurde über die Monopolverwaltung gemacht, die in Österreich auch regelt, ob und wo neue Trafiken aufsperren. Mit der zuständigen Fachgruppe der Kaffeehäuser hat niemand gesprochen“, kritisiert Wolfgang Binder, Obmann der Wiener Kaffeehausbetriebe in der Wirtschaftskammer.

Für ihn ist die neue Konkurrenz ein weiteres Problem, mit dem Gastronomen (nach der Raucherregelung, Allergenverordnung und anderen Vorschriften) zu kämpfen haben. Große Kaffeehäuser werden den Kaffeeverkauf in den Trafiken nicht spüren, aber die kleinen Espressi und Beiseln werden darunter leiden. „In Wien gibt es 2300 Kaffeehäuser, zwei Drittel davon sind Kleinbetriebe, sie werde das schon spüren“, sagt Binder.

Für den Cafetier stellt sich auch die Frage, wie in Trafiken mit den strengen Hygienevorschriften–etwa der Kühlkette bei Frischmilch – umgegangen wird. Er verstehe schon, dass auch Trafikanten ein neues Geschäftsfeld suchen, aber bitte nicht gerade Kaffee. Binder bemühe sich derzeit um gemeinsame Gespräche, damit doch noch eine „vernünftige Lösung für beide Seiten“ erzielt werde. Für ihn wäre das zum Beispiel die Beschränkung auf Automatenkaffee.

Andreas Schiefer, der Obmann der Wiener Tabaktrafikanten und Stellvertreterobmann der Österreichischen Trafikanten in der Wirtschaftskammer, sieht die Sache naturgemäß anders. „Wo war der Protest, als alle begonnen haben, Zeitungen zu verkaufen, oder als Gasthäuser und Kaffeehäuser zu Lottoannahmestellen wurden?“, fragt Schiefer. Seit 22 Jahren betreibe er eine Trafik in der Großfeldsiedlung in Floridsdorf. „Und seit 15Jahren wird über das Thema Kaffee diskutiert.“

Für ihn passe Kaffee durchaus in eine Tabaktrafik. „In der Trafik wird Genuss verkauft.“ Dass sie den Kaffeehäusern damit Konkurrenz machen, glaubt er nicht – im Gegensatz zur Systemgastronomie, zu Backfilialen oder Supermärkten. „Die Kollegen, die ein Kaffeehaus daneben haben, werden das auch nicht machen. Aber der eine oder andere wird von dem Geschäftszweig Gebrauch machen.“

Er schätzt, dass gerade einmal zehn Prozent der 620 Tabaktrafiken in Wien auch Kaffee verkaufen werden. „Das Geschäft wird sich vor allem in der Früh zwischen sechs und neun Uhr abspielen.“ Als Reaktion auf den strengeren Nichtraucherschutz (und den schwindenden Tabakverkauf) will er die Regelung nicht sehen. Selbst in der Trafik, wo noch geraucht werden darf, hätten sich seine Kunden schon daran gewöhnt, mit der Zigarette draußen zu bleiben. „Wir gehen einfach mit dem Trend der Zeit. Die Leute essen und trinken fast nur mehr auf der Straße.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2018)

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