Gekentertes Boot: Hat Bundesheer die Lage falsch eingeschätzt?

BUNDESHEER-BOOT AUF DONAU GEKENTERT
BUNDESHEER-BOOT AUF DONAU GEKENTERTAPA/HARALD SCHNEIDER
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Nach dem Unfall mit einem Pionierboot mit zwei schwer verletzten Frauen dauern die Ermittlungen an. Das Bundesheer will über die Ursache "nicht spekulieren".

Der Zustand der zwei Frauen, die bei dem Bootsunfall am 1. September schwer verletzt wurden, ist nach wie vor kritisch. Die Teilnehmerinnen des Girls' Camp des Bundesheers waren unter dem gekenterten Boot eingeklemmt – und erst 40 Minuten später geborgen worden. Warum das Boot kenterte und die Bergung der 22-Jährigen und der 18-Jährigen so lang gedauert hat, ist nach wie vor unklar. Ein zuletzt veröffentlichter Bericht des ORF deutet darauf hin, dass das Bundesheer womöglich fahrlässig gehandelt haben könnte.

Das Boot war um 9.49 Uhr gekentert. Dabei wurden die acht Frauen und fünf Soldaten, die sich auf dem Boot befanden, herausgeschleudert. Da sie alle Schwimmwesten trugen, konnten nicht alle unter dem Boot wegtauchen. Ein Notruf wurde aber erst um 10.04 Uhr abgesetzt. Nicht vom Bundesheer, sondern von einem Feuerwehrmann, der in Hainburg an einer Übung teilgenommen hatte. Um 10.07 Uhr erreichte die Schifffahrtsaufsicht die Sandbank, zu der das verunglückte Boot gebracht worden war. Zu diesem Zeitpunkt war noch immer unklar, ob jemand vermisst wird. Dies hätten Einsatzkräfte bestätigt, heißt es in dem Bericht des ORF. Aber auch Fotos von dem Unfallort würden zeigen, dass nicht nach den Frauen gesucht wurde.

Die vom ORF veröffentlichten Fotos zeigen Soldaten, die neben dem verkehrt im Wasser liegenden Boot stehen und auf dessen Bergung warten. Auf der Suche nach den jungen Frauen war offenbar auch 30 Minuten nach dem Unfall niemand. Gegen 10.28 Uhr wurde das Boot mithilfe der örtlichen Feuerwehr angehoben. Erst dann wurden die beiden Frauen aus dem Wasser gezogen – laut Zeitprotokoll der Untersuchungskommission 39 bzw. 45 Minuten nach dem Kentern des Bootes. Sie mussten reanimiert werden.

Fahrweise schuld?

„Wir wollen nicht spekulieren“, meldete sich ein Sprecher des Bundesheeres am Donnerstag per Twitter. Der internen Untersuchungskommission, die die offenen Fragen zu dem Unfall klären soll, würden noch nicht alle Fakten vorliegen. Insbesondere fehlten die wellentechnischen Gutachten und die Befragung der unmittelbar am Unfall beteiligten Frauen, sagte der Sprecher. Er kündigte den Abschlussbericht für Anfang Oktober an.

Mit dem Gutachten soll die definitive Ursache des Unfalls festgestellt werden. Wie ein Video zeigte, dürfte eine Welle das flache Pionierboot erfasst haben. Wasser schwappte über die Bordwand und brachte das Boot zum Kentern. Bisher war angenommen worden, dass die Welle durch ein großes Donauschiff verursacht worden war. Ein Güterschiff oder Schubschiff, das eine derart hohe Welle hervorrufen könnte, war zu diesem Zeitpunkt laut ORF allerdings nicht unterwegs. Ermittelt wird nun, ob die Wellen durch die Fahrweise der Bundesheerboote verursacht werden konnten.

--> Zum Bericht von ORF Niederösterreich

(red./APA)

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