Begleiter fürs Leben: Die türkischen Vereine

In der türkischen Community sind viele in Vereinen organisiert, ob mit religiösem oder politischem Hintergrund. ?

Es sind oft praktische Dinge des Lebens, die für die Mitgliedschaft in einem Verein den Ausschlag geben. Im Fall der Türkisch Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (Atib) spielt etwa eine Rolle, dass der Verband mit seinen mehr als 60Vereinen Beerdigungshilfe anbietet.

Dazu gehört die Überführung eines Verstorbenen in die Türkei inklusive Übernahme aller Formalitäten. Vor allem in der ersten Generation türkischer Zuwanderer ist dieses Service beliebt. Auch deswegen ist Atib der größte türkische Dachverband mit den meisten Moscheen.

Es ist auch der Verband, der zuletzt am häufigsten im Mittelpunkt gestanden ist. So war das Auslandsfinanzierungsverbot im Islamgesetz von 2015 auf Atib gemünzt – in den Atib-Moscheen wurden bis dato von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandte Imame beschäftigt. Aber auch der Vorfall um Kriegsspiele mit Kindern spielte sich in einer Atib-Moschee ab. Derzeit ist der Verband geschwächt.

Aufwind hat dagegen der zweite große Player mit rund 30 Ortsvereinen: die zur türkischen Milli-Görüs-Bewegung zählende Islamische Föderation.Sie geht auf die Ideen des 2011 verstorbenen türkisch-islamistischen Politikers Necmettin Erbakan zurück und steht vor allem wegen ihrer nationalistischen Ausrichtung in der Kritik. So wie die Türkische Föderation, der verlängerte Arm der ultranationalistischen MHP, besser bekannt als Graue Wölfe. Ihr werden etwa 25 Vereine zugeordnet. Wenig hört man dagegen von der Union Islamischer Kulturzentren (UIKZ), dem mit rund 26Moscheen drittgrößten muslimischen Dachverband – diese Zentren verfolgen weniger politische Ziele, aber vermitteln ihrer Klientel in Schülerheimen und Nachhilfeorganisationen religiöses Wissen und konservative Werte. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2018)

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