Schnee in Österreich: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Um weiter Besuche zu ermöglichen, wurden am Donnerstag die Wege auf dem Friedhof Vordernberg in der Steiermark geräumt.
Um weiter Besuche zu ermöglichen, wurden am Donnerstag die Wege auf dem Friedhof Vordernberg in der Steiermark geräumt.(c) APA/ERWIN SCHERIAU (ERWIN SCHERIAU)
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Für die betroffenen Gebiete in den Nordalpen gilt weiter die höchste Lawinenwarnstufe. Zahlreiche Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Entspannung ist erst ab Mittwoch in Sicht.

Wien. Acht Tote, viele eingeschneite Gemeinden, Hunderte Haushalte ohne Strom und Dutzende gesperrte Straßen – das Winterwetter hat weite Teile Österreichs fest im Griff. Die Lawinenwarnstufen bleiben in den meisten betroffenen Gebieten entlang der Nordalpen auf vier oder fünf der fünfteiligen Skala. Am Donnerstag waren wegen eines Lawinenabgangs auf der Zugstrecke zwischen Golling-Abtenau und Werfen in Salzburg keine Fahrten möglich.

Und die Stadt Innsbruck hat am späten Donnerstagabend für rund 80 Gebäude, die sich in der Roten oder Gelben Lawinengefahrenzone befinden, Sicherheitsanweisungen ausgegeben. Die Bewohner sollen die Türen und Fenster geschlossen halten und unnötige Aufenthalte im Freien in den betroffenen Zonen vermeiden.

Wie geht es in den nächsten Tagen weiter? Wie wirken sich die Schneefälle auf den Tourismus aus? Und wie auf die Schulen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

1 Was bedeutet das extreme Wetter für Schulen und Skikurse?

Für manche Schüler bedeutet das winterliche Wetter: schneefrei. In Salzburg waren gestern 20 Schulen geschlossen, die meisten im Tennengau. Heute sind es sogar 30. Weitere Standorte laufen im Notbetrieb, das heißt: Es gibt nur eingeschränkten Unterricht – weil es Schüler und Lehrer teilweise wegen Gefahren auf dem Schulweg oder Straßensperren nicht in die Schule schaffen. In Oberösterreich waren zuletzt 17 Schulen geschlossen, zudem auch Kindergärten, in Tirol 21 Schulen, in Vorarlberg sechs und in der Steiermark neun – wobei Sperren laufend geprüft werden.

Betroffen sind auch Skikurse. Während diese in einigen Skigebieten problemlos stattfinden können, wurden in mehreren Bundesländern Kurse verschoben, die zum Hochkar bzw. nach Obertauern gehen sollten. In Salzburg, wo diese Woche ein Kurs abgebrochen und ein anderer verschoben wurde, hat die Bildungsdirektion die Schulen aufgerufen, die Lage genau zu prüfen. Manche Kurse wackeln also.

2 Wird der Jänner der Monat der Rekorde?

Das lässt sich noch nicht sagen. Fest steht jedenfalls, dass der Winter 2018/2019 als einer der schneereicheren Winter in die Geschichte eingehen wird, aber Rekordwerte wurden bisher kaum erreicht – was sich in den kommenden Tagen an einzelnen Orten ändern dürfte – beispielsweise an der Wetterstation Hochfilzen. Dort fehlen nur noch vier Zentimeter, um den Rekordwert vom Jänner 2012 mit 194 Zentimetern zu erreichen. Die meisten Rekorde stammen aus den Jahren 1968 und 1982. Vor allem in den 1980er-Jahren gab es mehrere sehr schneereiche Winter.

3 Wie wirkt sich das aktuelle Wetter auf den Tourismus aus?

Seit einer Woche – seit Bilder von Lawinen und Straßensperren die Nachrichten dominieren – hat sich die Tourismusbranche von ihrem ambitionierten Ziel verabschiedet, die starke Vorjahreswintersaison um zwei Prozent zu toppen. Momentan will man den Rekord von 71,8 Millionen Nächtigungen nur halten, sagt Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. „Die kurzfristigen Buchungen sind fast zum Stillstand gekommen.“ Die Telefone in den eingeschneiten Gebieten seien still. Und wenn jemand anruft, will er sich über die Wetterlage informieren.

In der Obersteiermark, aber auch am Arlberg, in Obertauern oder im Ötschergebiet seien Hotels nicht erreichbar. Eine Gesamtzahl, wie viele Gäste ihren Urlaub storniert haben, gebe es nicht. Der Hoffnungsschimmer für die Tourismusobfrau: Wer kann, kommt später und bucht auf Februar, März oder nächstes Jahr um.

4 Was bedeuten die Schneefälle für die Stromversorgung?

Gefährdet sind hauptsächlich Freileitungen, auf die Äste oder ganze Bäume fallen können, wenn der Schneedruck zu groß wird. Freileitungen befinden sich primär im freien Gelände. Im verbauten Ortsgebiet, wo auch die Spannungsebenen niedriger sind, wird vor allem unter die Erde verlegt.

Am Donnerstag waren in Niederösterreich und Salzburg jeweils rund 900 Haushalte ohne Strom. Auch in Tirol waren einige Hundert Haushalte betroffen.

5 Ist demnächst eine nachhaltige Wetterberuhigung in Sicht?

Ja, aber erst ab Mittwoch. Dann dürfte der Schneefall nachlassen, ein milderes Italientief ist im Anmarsch. Zuvor wird es aber nach einer kurzen Verschnaufpause am Freitag wieder regnen und schneien, am Montag und Dienstag noch heftiger als am Wochenende: Erwartet wird wieder bis zu einem Meter Neuschnee. Die Lawinengefahr in den Nordalpen dürfte bis Mittwoch anhaltend hoch bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2019)

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