Winterwetter: Regen und Urlauberschichtwechsel werden zur Herausforderung

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In Niederösterreich und der Steiermark bleibt die Lawinengefahr weiter groß. In niederen Lagen stehen die Rettungskräfte unter Zeitdruck: Sie müssen die Schneemassen wegschaufeln, bevor der Regen einsetzt.

Am Samstag gab es in vielen Gebieten Österreichs zwar eine zwischenzeitliche Entspannung der Wettersituation, doch Wind, einsetzender Regen und Neuschnee am Sonntag könnten wieder für Probleme sorgen. Für die Einsatzkräfte gab es nicht wirklich eine Pause, sondern Zeit, die vorher angehäuften Schneemassen ein wenig zu beseitigen. Durch den Urlauberschichtwechsel und Straßensperren waren Staus zu erwarten. Ein Überblick über die Wetterlage.

In Hochlagen in Niederösterreich ist die Lawinengefahr für Samstag nach wie vor teilweise als "groß" eingeschätzt worden. Stufe 4 von 5 galt oberhalb von 1500 Metern in den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet, darunter und in den übrigen Regionen wurde das Risiko als "erheblich" (Stufe 3) beurteilt. "Die Lawinengefahr bleibt angespannt", teilte der Warndienst zur Tendenz mit. In den Hochlagen seien spontane Schneebrett- und Lockerschneelawinen nicht ausgeschlossen, in tiefen Lagen werde die Schneedecke durch Regen geschwächt.

Für Samstag wurde prognostiziert, dass Wechten durch Schneefall und stürmischen Wind weiter anwachsen. Die größten Niederschlagsmengen wurden in den Ybbstaler Alpen erwartet. Für Sonntag sei anfangs mit ergiebigem Schneefall zu rechnen.

Indessen war die Räumung der Hochkar Alpenstraße am Samstag in vollem Gang, hat Friedrich Fahrnberger (ÖVP), der Ortschef von Göstling an der Ybbs (Bezirk Scheibbs) gesagt. Die Fahrzeuge des Räumdienstes waren seit Freitag dabei, die Straße für Feuerwehr und Bundesheer passierbar zu machen. Der "Durchbruch", also das Aufeinandertreffen der von beiden Seiten kommenden Räumfahrzeuge, solle im Lauf des Samstagnachmittag erfolgen, so Fahrnberger.

Neuschnee und starker Wind in der Steiermark

Auch in der Steiermark ist vorerst keine Entspannung der Lage in Sicht. In den Nordalpen und den Niederen Tauern hatte sich am Freitag die Wettersituation leicht entspannt, daher herrschte am Samstag nach wie vor Lawinenwarnstufe vier statt fünf. Es wurde allerdings Neuschnee und starker Wind erwartet. Wie der Lawinenwarndienst mitteilte, waren die Hauptprobleme instabiler Triebschnee und spontane Schneebrettlawinen.

Da auf dem Luftweg eine Versorgung der obersteirischen Radmer mit Treibstoffen für die Einsatzfahrzeuge nicht möglich gewesen ist, wurde am Samstag entschieden, "unter strenger Aufsicht der Lawinenkommission drei Kommunalfahrzeuge der Gemeinde auf dem Landweg mehrere Versorgungsfahrten durchführen zu lassen", teilte Katastrophenreferent Michael Schickhofer (SPÖ) mit. Die Straße aus der Radmer war gesperrt worden, weil die Gefahr bestand, dass Bäume unter der Schneelast auf die Fahrbahn stürzten könnten und zusätzlich die Lawinengefahr zu groß war.

In Salzburg blieb die Wetterentspannung am Samstag nur kurz. Die Schneewarnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bleiben aufrecht. In den Abendstunden sollen die Niederschläge wieder einsetzen. Bis Montag ist erneut mit 130 Zentimeter Neuschnee zu rechnen. Die Schneefallgrenze pendelt um die 1000 Meter Seehöhe. Windstärken von 80 km/h werden im Tal erwartet, in den Bergen 120 km/h. Es herrschte verbreitet Warnstufe drei der fünfstufigen Skala, meldete der Lawinenwarndienst Salzburg. 

Regen könnte in Salzburg zum Problem werden

Zum Problem könnte der Regen in den niederen Lagen unter 600 Meter werden. Der Landeseinsatzstab appelliert an die Bevölkerung, am Samstag die Dächer abzuschaufeln. Dabei sollen am besten Experten um Hilfe gebeten werden. Wer selber zur Schaufel greife, solle unbedingt auf Sicherheitsvorkehrungen achten. Auch die Gullys und Regenrinnen sollten freigemacht werden, damit das Wasser abrinnen kann.

Zur Herausforderung wird in dem nördlichen Bundesland auch der Urlauberschichtwechsel. "Es gibt viele Anfragen aufgrund der weltweiten Berichterstattung. Jetzt ist es wichtig, die Gäste optimal zu informieren, wie sie an ihren Ferienort gelangen", betonte Leo Bauernberer, Geschäftsführer der Salzburg Land Tourismusgesellschaft. Mit bis zu 70 Prozent Auslastung sind die Tourismusbetriebe momentan gut gebucht.

17 Verletzte bei Verkehrsunfällen in Oberösterreich

In Oberösterreich sind am Samstag Militär und Feuerwehren im Pyhrngebiet und in Gosau im Einsatz gewesen, um den Schnee von gefährdeten Dächern zu räumen. Durch den einsetzenden Regen stieg der Zeitdruck: Er würde den Schnee schwerer machen und die Situation verschärfen, erklärte Oberstleutnant Gerhard Oberreiter, Sprecher des Militärkommandos Oberösterreich. Das Militärkommando Oberösterreich schickte 300 Soldaten aus, um Dächer von Schnee zu befreien.

Der Pyhrnpass in die Steiermark war am Samstag von Spital am Pyhrn bis Liezen gesperrt, ebenso der Koppenpass und die Salzkammergutstraße (B145) zwischen Ebensee und Bad Ischl. Bei Autounfällen wegen der winterlichen Fahrverhältnisse wurden bei mehreren Verkehrsunfällen in Oberösterreich am Freitag gleich 17 Menschen verletzt.

Kritische Lage abseits gesicherter Pisten im Westen

In Tirol und Vorarlberg wurde die Lawinenwarnstufe von den Experten verbreitet auf die "Stufe 3" der fünfteiligen Skala herabgesetzt. Für Wintersportler herrschten aber dennoch kritische Verhältnisse abseits der gesicherten Pisten. Denn in den vergangenen Tagen hätten sich in allen Expositionen umfangreiche Triebschneeansammlungen gebildet. Diese können oft mit geringer Belastung ausgelöst werden, warnten die Experten des Tiroler Lawinenwarndienstes.

Zudem können Lawinen im Altschnee ausgelöst und vereinzelt groß werden. Ungünstig seien vor allem Übergänge von wenig zu viel Schnee. An Triebschneehängen und an sehr steilen Sonnenhängen seien auch einzelne spontane Lawinen möglich.

Ähnlich ist die Situation im Ländle, wo Gefahrenstellen vor allem oberhalb von 2000 Metern im kammnahen, windbeeinflussten Steilgelände sowie in eingewehten Rinnen und Mulden zu finden waren. Anzahl und Umfang nahmen mit Höhe und mit Windeinfluss untertags zu. Es reiche schon ein einzelner Wintersportler, um Schneebrettlawinen auszulösen. Unerfahrene in der Lawinen- und Geländebeurteilung sollten daher die gesicherte Pisten nicht verlassen, so die Warnung. Die Lawinengefahr werde im Laufe des Sonntags wieder ansteigen.

Umfangreiche Staus bei Transitrouten

Aus Sicherheitsgründen gesperrt war am Samstag mit der Fernpassstraße (B179) eine der wichtigsten Transitrouten nach Deutschland. Die Sperre, die den Abschnitt zwischen Bichlbach und Lermoos betrifft, wird voraussichtlich bis Dienstag 19.00 Uhr aufrecht bleiben. Die Sperre könne nur großräumig über Ehrwald und Garmisch-Partenkirchen bzw. die Inntalautobahn (A12) umfahren. Experten rechneten wegen des bevorstehenden Urlauberschichtwechsel daher mit umfangreichen Staus.

(APA)

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