Drei Deutsche bei Lawinenunglück in Vorarlberg getötet

APA/BARBARA GINDL
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Ein Lawinenabgang in Lech in Vorarlberg hat am Samstag drei Todesopfer gefordert. Nach einem Lawinenabgang sitzen 2000 Einwohner und Touristen in dem bayerischen Wintersportort Balderschwang fest.

Ein Lawinenabgang in Lech in Vorarlberg hat am Samstag drei Todesopfer gefordert. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurden vier Tourengeher aus Deutschland im Bereich "Langer Zug", nördlich der Rüfikopf-Seilbahn von einer Lawine erfasst und verschüttet. Drei von ihnen konnten lokalisiert und geborgen werden.

Für sie kam jede Hilfe zu spät. Die Suche nach dem vierten Tourengeher musste wegen der starken Schneefälle und der Lawinengefahr abgebrochen werden.

Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um drei Männer aus Oberschwaben im Alter von 32, 36 und 57 Jahren. Der vierte, noch vermisste Wintersportler ist 28 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Süddeutschland.

Laut Polizei hatten die Wintersportler die gesamte Notfallausrüstung dabei. Trotz ausgelösten Airbags wurden sie aber verschüttet. Alle drei erlitten Mehrfachverletzungen und wiesen Erstickungsmerkmale auf, berichtete die Exekutive.

Die vier Tagesgäste hatten einen gemeinsamen Skitag in Lech unternommen. Weil sie am Abend noch nicht heimgekehrt waren, erstattete die Ehefrau eines der Männer kurz vor 20.00 Uhr Anzeige bei der Polizei. Mittels Handyortung wurde die Gruppe im Bereich "Langer Zug", nördlich der Rüfikopf-Seilbahn, lokalisiert.

Daraufhin stiegen die Rettungsmannschaft in Richtung Tälialpe auf. Sie konnten drei der vier Vermissten schließlich gegen 23.00 Uhr nur noch tot bergen. Die Suche nach dem vierten Skifahrer musste wegen des starken Schneefalls und der großen Lawinengefahr vorerst eingestellt werden. Im Einsatz standen die Bergrettung Lech, die Feuerwehr Lech, Mitarbeiter der Skilifte und Alpinpolizisten.

Am Samstag herrschte in Lech oberhalb von 2.000 Metern Seehöhe "Lawinenwarnstufe 3" mit steigender Tendenz. Der Rettungseinsatz soll, sobald es die Lawinensituation zulässt, fortgesetzt werden. Die starken Schneefälle dauerten in Lech am Sonntag vorerst unvermindert an.

Große Betroffenheit im Ort

Große Betroffenheit hat am Sonntag nach einem Lawinenabgang in Lech in Vorarlberg geherrscht, bei dem drei Skifahrerer aus Deutschland getötet wurden. Wie Bürgermeister Ludwig Muxel der APA sagte, sei der Schock nach der Tragödie groß. Derzeit könne wegen der starken Schneefälle die Suche nach dem vierten Skifahrer nicht fortgesetzt werden.

"Das ist für die Einsatzkräfte aktuell einfach viel zu gefährlich", erklärte der Ortschef. Auch für die kommenden Stunden sei nicht mit einer Wetterbesserung zu rechnen. Laut den Prognosen des Vorarlberger Lawinenwarndienstes sorgten Neuschnee, Regen und Wind am Sonntag abermals für einen deutlichen Anstieg der Lawinengefahr im Tagesverlauf. Zudem werde mit dem aufkommenden Sturm umfangreich Schnee verfrachtet und Triebschnee gebildet, hieß es.

Bei den drei Toten soll es sich laut Muxel nach derzeitigem Stand um Variantenfahrer gehandelt haben, die abseits der gesicherten Pisten im freien Skiraum unterwegs waren. Der Bürgermeister richtete daher den Appell an alle Wintersportler, auf den gesicherten Pisten zu bleiben: "Derzeit ist die Lawinengefahr abseits einfach zu groß."

Damit die Suche nach dem vierten Vermissten fortgesetzt werden könne, müssten sich die Verhältnisse "deutlich" bessern. Der Sucheinsatz am Abend tags zuvor, bei dem die drei Skifahrer tot geborgen wurde, sei für die Einsatzkräfte sehr gefährlich und sehr belastend gewesen. Die drei Männer konnten gegen 23.00 Uhr nur noch tot geborgen werden. Die Suche nach dem vierten musste dann wegen der großen Lawinengefahr abgebrochen werden

Sehr große Lawinengefahr in den Nordalpen

Auch den Nordalpen und den Niederen Tauern ist die Lawinengefahr am Sonntag erneut sehr groß. Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee und starker Wind führten zu instabilen Triebschneeansammlungen, die als Auslöser für Schneebretter oder Lockerschneelawinen gelten. Es herrscht Lawinenwarnstufe vier, für Montag wird wieder mit einem Anstieg der Gefahr und Erhöhung der Stufe gerechnet.

Die Schneefallgrenze lag in der Nacht auf Sonntag bei 600 Meter. Innerhalb der Triebschneeauflage befanden sich Schwachschichten, dieser Teil der Schneedecke ist meistens instabil. In tiefen Lagen war der Schnee oberflächlich feucht, auch hier wurde befürchtet, dass er instabil werden könnte. Unterhalb von 2.000 Metern nahm das Schneegleiten auf glattem Untergrund wie Wiesen und Laubwäldern zu, wodurch rege Gleitschneelawinenaktivität herrschte. In den südlichen Gebirgsgruppen mit geringeren Schneemengen schwächten kantige Formen unter einem Harschdeckel das Schneedeckenfundament.

Die Feuerwehren waren samt den Katastrophenhilfsdienst-Einheiten (KHD) im Dauereinsatz. Für Sonntag wurden weitere Einheiten angefordert, weil besonders in Liezen im Ortsteil Pyhrn und in Altenmarkt bei St. Gallen große Dachflächen geräumt werden mussten, bevor neuer Schnee die Last noch verstärkt. Rund tausend KHD-Kräfte waren bereits am Samstag in den betroffenen Gebieten am Werk.

Im Krankenhaus endeten die Dachräumarbeiten für einen 67-jährigen Steirer, der in Ramsau (Bezirk Liezen) gemeinsam mit seinem Sohn Schneearbeiten am Einfamilienhaus durchführte. Nach Beendigung der Arbeiten wollte er von einem Vordach über ein Dachgiebelfenster in das Gebäude gelangen, dabei verlor er den Halt und stürzte mehrere Meter tief hinunter. Er wurde schwer verletzt und mit dem Rettungshubschrauber in das LKH Salzburg gebracht.

Lawinengefahr in Niederösterreich gestiegen

Die Lawinensituation hat sich in den alpinen Lagen in Niederösterreich auf Sonntag weiter verschärft. Die Gefahr im gesamten Bereich der Ybbstaler Alpen wurde vom Warndienst mit "groß" (Stufe 4 von 5) beurteilt. Ebenso große Lawinengefahr herrschte im Rax-Schneeberggebiet ab 1.500 Metern. In den übrigen Regionen wurde das Risiko als "erheblich" (Stufe 3) beurteilt.

"Während des Samstages wurde der Schnee in den tiefen Lagen feucht und schwer. Hier wird die Schneedecke durch den Regen weiter destabilisiert", hieß es im Lagebericht von Sonntagfrüh. Durch den stürmischen Wind werde weiter frischer Treibschnee gebildet und die Wechten weiter anwachsen, so der Lawinenwarndienst.

Für Montag wurde weiterer intensiver Schneefall, vor allem in den Ybbstaler Alpen, prognostiziert. "Die Lawinengefahr steigt an", hieß es im Bericht vom Sonntag.

2000 Menschen sitzen in Bayern fest

Nach einem Lawinenabgang sitzen rund 2.000 Einwohner und Touristen in dem bayerischen Wintersportort Balderschwang fest. "Der Riedbergpass ist vorsorglich gesperrt, weil auch hier Lawinengefahr herrscht", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.

Damit ist die einzige Verbindung von deutscher Seite aus zum beliebten Tourismusziel im Allgäu blockiert. Zuvor war auf österreichischer Seite bei Hittisau eine Lawine abgegangen. Verletzte gab es nicht.

Die Versorgung für die in rund 1.000 Meter Höhe liegenden Gemeinde ist vorerst gesichert. Die Stromleitungen sind intakt. "Eine Evakuierung ist derzeit nicht geplant", hieß es. Wann der Ort wieder erreichbar ist, war zunächst unklar. Wegen der Schneelast auf den Bäumen und der Lawinengefahr ist das Befahren des Passes riskant. Eine Kommission mit Experten der Bergwacht und der Behörden wollte am Mittag das weitere Vorgehen beraten.

(APA)

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