Wieder viel Neuschnee: Mann durch Dachlawine getötet

Schnee auf Dächern am Montag in Lackenhof am Ötscher in Niederösterreich.
Schnee auf Dächern am Montag in Lackenhof am Ötscher in Niederösterreich.APA/HARALD SCHNEIDER
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Erneut ist innerhalb eines Tages stellenweise bis zu ein Meter Neuschnee gefallen, im Westen gilt die höchste Lawinenwarnstufe. In Salzburg hat ein Unfall mit einer Dachlawine ein Todesopfer gefordert.

Bei Neuschneemengen bis zu einem Meter in 24 Stunden hat sich die Lage in den Bergen am Montag teils wieder verschärft. In Faistenau (Flachgau) stürzten vier Arbeiter rund sechs Meter mit einer Dachlawine ab, ein 47-Jähriger kam ums Leben. In Lech konnte das vierte Opfer einer tödlichen Lawine vom Sonntag weiterhin nicht geborgen werden. Am Dienstagnachmittag soll der Schneefall abklingen.

Im Bundesland Salzburg sind rund 17.000 Menschen wegen Straßensperren eingeschlossen. In Teilen des Landes stieg die Lawinengefahr auf die höchste Warnstufe 5 (siehe Grafik). Mehrere Lawinen gingen bereits in der Nacht ab, wie etwa in Obertauern, sie dürften aber keinen Personenschaden verursacht haben.

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Schneefälle und Sturm verschärfen Lage

Noch unklar ist, welche Schäden der Sturm in Salzburg in der Nacht angerichtet hat. Dieser fegte mit bis zu 160 km/h (bei der Rudolfshütte) über das Land. Dieses Ausmaß habe man eigentlich nicht erwartet, sagte Markus Kurcz, der Einsatzleiter des Landes. Sechs Gemeinden waren von der Außenwelt abgeschnitten: Obertauern, Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach, dazu blieb auch Rauris weiter nicht erreichbar, wo alleine etwa 3.000 Einwohner und 2.000 Urlauber festsaßen. Mehr als 30 Schulen blieben im Land geschlossen. Am Vormittag waren laut Salzburg AG etwa 230 Kunden ohne Strom.

Auch in Tirol spitzte sich die Schnee- und Lawinensituation weiter zu. Die bereits am Sonntag ausgegebene und vorerst ausschließlich für den Westen des Landes geltende Lawinenwarnstufe 5, also sehr große Lawinengefahr, wurde kurzfristig ausgeweitet - und zwar auf den Bereich des Karwendels von Innsbruck bis ins Unterinntal, die Venedigergruppe und die Hohen Tauern in Osttirol, die Nördlichen Zillertaler Alpen sowie die Glockturmgruppe im Oberland. Grund dafür laut Lawinenwarndienst: Die teilweise größeren Schneemengen als prognostiziert, vor allem im Hochgebirge, und die stürmischen Winde. Unmittelbare Siedlungsgebiete seien aber "bis dato nicht betroffen", hieß es.

In Tirol sind weiterhin etliche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. So etwa die bekannten Wintersportorte Ischgl und Galtür im Paznauntal, die hinteren Bereiche des Pitz- und Kaunertals sowie des Stubaitals, Sölden im Ötztal und einige Gemeinden im Unterland. Zahlreiche Bundes- und Landesstraßen blieben ebenso gesperrt wie die Arlbergbahnstrecke und der Fernpass. Zudem waren Stromausfälle zu verzeichnen. Am Vormittag waren mehr als 1.000 Haushalte in elf Gemeinden betroffen. Rund 50 Trafostationen fielen aus, gegen Mittag waren es noch 20.

"Intensivster Einsatz seit Tschernobyl"

In Vorarlberg wurde am Montag die höchste Lawinenwarnstufe 5 (sehr große Lawinengefahr) erreicht. Spontane Abgänge von Lockerschnee- und Schneebrettlawinen seien zu erwarten, hieß es. Aufgrund der Lawinengefahr sind zahlreiche höher gelegene Straßenverbindungen gesperrt und damit mehrere Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Betroffen waren unter anderen die Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben, aber auch im hinteren Bregenzerwald und im Montafon sind Ortschaften nicht erreichbar. Manche der Sperren - etwa am Arlberg - sollten bis mindestens Dienstag aufrecht bleiben.

Die Lawinensituation in der nördlichen Steiermark blieb mit Warnstufe vier weiterhin angespannt, die Gefahr durch Lawinen war groß. Am Wochenende hatte neuerlich Schneefall eingesetzt und die Lage wieder zugespitzt. Der steirische Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) sprach vom "intensivsten Einsatz seit Tschernobyl". Man hoffe, dass er bis Freitag beendet sei. In der Ramsau verschütteten Schneemassen die Dachsteinstraße und der Präbichl musste wieder gesperrt werden. Insgesamt waren Montagfrüh rund 580 Menschen in der Steiermark in ihren Orten eingeschneit.

Ein Busunfall auf winterlicher Fahrbahn ging am Montagvormittag auf der Ennstal Bundesstraße (B320) nahe Pruggern glimpflich aus. Der Lenker dürfte zu weit auf das Bankett geraten und abgerutscht sein. Der Flixbus - er war von Salzburg Richtung Graz unterwegs - stürzte rund zehn Meter eine Böschung hinunter und blieb seitlich liegen. Ein Dutzend Fahrgäste kam mit Blessuren davon, rund ein weiteres Dutzend blieb unverletzt.

Straßensperre in Rauris (Salzburg).
Straßensperre in Rauris (Salzburg).APA/BARBARA GINDL

Hochkar wieder gesperrt

In Niederösterreich wurde die Lawinengefahr auch am Montag in den Ybbstaler Alpen und in der Rax-Schneeberggruppe über der Waldgrenze als "groß" und damit mit Stufe 4 von 5 bewertet. In den übrigen Regionen wurde das Risiko als "erheblich" (Stufe 3) beurteilt. Erneut sehr angespannt präsentierte sich die Lage am Hochkar (Bezirk Scheibbs). Rund 180 Personen, darunter Mitglieder von Feuerwehr und Bundesheer, waren eingeschlossen, weil die Hochkar Alpenstraße Montagfrüh auch für Einsatzkräfte gesperrt werden musste. Wegen Sturmgefahr geschlossen wurde das Skigebiet Gemeindealpe Mitterbach im Bezirk Lilienfeld. Am Wochenende war dort ein Teilbetrieb möglich gewesen.

In Oberösterreich blieb es auch am Montag bei Lawinenwarnstufe vier und die Situation angespannt. Der Schnee wurde in mittleren und tieferen Lagen immer schwerer, über 1.000 Feuerwehrmitglieder und Soldaten waren damit beschäftigt, Dächer abzuschaufeln, vor allem in Rosenau und Gosau. Die größeren Passstraßen - Pyhrnpass, Koppenpass und Hengstpass - blieben weiterhin wegen Lawinengefahr gesperrt, Hallstatt und Obertraun waren nur per Zug und Schiff erreichbar. In 23 Schulen im Land fiel der Unterricht aus, in mehreren Skigebieten standen teilweise die Lifte still - im Mühlviertel wegen gesperrter Zufahrtsstraßen. Dort fiel auch in manchen Orten der Linienverkehr des OÖ Verkehrsverbundes aus.

Die Schnee-, aber auch Regenfälle fordern auch im benachbarten Bayern die Einsatzkräfte, es gibt dort Lawinenabgänge und Überschwemmungen.

Wie geht es weiter?

Zum Dienstagnachmittag hin klingen Schneefall und Regen ab und die Wolken können auflockern. Der Wind ist besonders auf den Bergen anfangs noch kräftig bis stürmisch und wird zum Abend hin schwächer.Am Mittwoch und Donnerstag scheint zumindest zeitweise die Sonne und es schneit oder regnet wenig bis gar nicht. Der Freitag sieht aus momentaner Sicht etwas wechselhafter aus, bringt aber keine größeren Neuschneemengen.

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(APA/Red.)

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