Hotel in Ramsau von Lawine getroffen, Tourengeher in Kärnten getötet

Soldaten halfen ab Dienstagmittag bei den Aufräum- und Sicherungsarbeiten.
Soldaten halfen ab Dienstagmittag bei den Aufräum- und Sicherungsarbeiten.REUTERS
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Eine große Lawine drang in Ramsau am Dachstein bis zu einem Hotel und einem Apartmenthaus vor. In Kärnten kam ein Tourengeher um Leben. In der Steiermark starb ein Mann durch eine Dachlawine.

Eine große Lawine hat in der Nacht auf Dienstag den nördlichen Ortsrand von Ramsau am Dachstein erreicht und ein Apartmenthaus sowie ein Hotel erfasst. Letzteres war zuvor nicht evakuiert worden, die 60 Gäste blieben allerdings unverletzt und wurden in umliegende Quartiere gebracht.

Die Lawine war vor 1.00 Uhr im Bereich Eiskar auf rund 2600 Metern Seehöhe im Dachsteinmassiv abgegangen. 1400 Höhenmeter tiefer erreichten die Schneemassen beim Klanglift-Eiskarlift im einigermaßen flachen Bereich den Ortskern von Ramsau und beschädigten dabei die beiden Gästehäuser. Fenster wurden durchschlagen, Schnee drang in die Räume ein. Im Speisesaal des Hotels stand der Schee mehr als einen Meter hoch. Im Freien wurden Autos in Mitleidenschaft gezogen, die Druckwelle der Lawine schleuderte einen Bus in den Dorfpark. In der Früh wurde der Lawinenkegel mit Hunden der Bergrettung abgesucht, erst danach konnte Entwarnung gegeben werden.

Experten überrascht

Selbst Experten waren überrascht von der Wucht der Lawine. „Das heutige Lawinenereignis überstieg unsere Erfahrungswerte“, sagte ein Mitglied der Lawinenkommission bei einer Pressekonferenz. Man habe alle Berichte der Meteorologen und der Lawinenwarndienste einbezogen, in der Ramsau habe es auch weniger geschneit als etwa im Ausseerland. Bürgermeister Ernst Fischbacher bekräftigte, dass man aufgrund von Erfahrungen und Prognosen keinen Anlass gesehen habe, das Hotel zu evakuieren. Vom Eiskar seien in den vergangen Jahrzehnten schon mehrmals große Lawinen abgegangen, aber keine so groß wie diese. Nach dem Unglück wurden im betroffenen Bereich ein Platzverbot eingerichtet und Bundesheer-Pioniere zur Unterstützung bei den Aufräumarbeiten angefordert.

Die Lawinengefahr ist am Dienstag zwar stellenweise leicht zurückgestuft worden, von Vorarlberg bis in die Nord- und Voralpen galt aber immer noch verbreitet Stufe vier der fünfteiligen Skala („große Gefahr“).

Tourengeher getötet

Am Ankogel in Kärnten wurde zu Mittag ein Tourengeher aus Tschechien von einer Lawine getötet. Der 24-Jährige und sein Vater waren auf einem Forstweg unterwegs, als der Sohn auf einem unbewaldeten Stück erfasst und etwa 100 Meter mitgerissen wurde. Der Vater schlug Alarm, Wiederbelebungsversuche blieben aber erfolglos. Beide waren gut ausgerüstet, der Verstorbene war in der Region als Skilehrer tätig gewesen.

APA

Andernorts ließ das sich allmählich bessernde Wetter Flüge zur Erkundung und zur Lawinensprengung zu. Wegen Straßensperren waren immer noch etliche Orte von der Außenwelt abgeschnitten, allein im Bundesland Salzburg galt das für mehr als 40.000 Menschen.

Mann von Dachlawine in Steiermark getötet

Ein weiteres Todesopfer gibt es in der Steiermark zu beklagen. Ein 57-Jähriger ist Dienstagnachmittag ersten Informationen der Polizei zufolge von einer Dachlawine verschüttet worden und gestorben. Der Mann wollte in der Kleinsölk in St. Nikolai im Sölktal im obersteirischen Bezirk Liezen Flächen vom Schnee befreien, als sich eine etwa eineinhalb Meter hohe Schneewechte vom Dach löste. Trotz Reanimation starb der Steirer noch am Unfallort.

Der 57-Jährige hatte am Nachmittag Schnee geschaufelt, als der Unfall passierte. Der Sohn fand seinen Vater und rief die Rettungskräfte. Doch für den Steirer war es zu spät.

Neuschneerekorde

Die Neuschneemengen der vergangenen 15 Tage kommen selbst in den schneereichen Regionen Österreichs nur sehr selten vor. Vereinzelt vermeldet die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik neue Rekorde, etwa in Seefeld, Lofer und Bad Mitterndorf. In bewohntem Gebiet ist die Schneedecke derzeit bis zu 2,2 Meter dick, gemessen in Hochfilzen in Tirol.

Verantwortlich für die enormen Mengen war die seit Ende Dezember anhaltende Nord- bzw. Nordwestströmung, die immer wieder feuchte Luft nach Österreich brachte. An der Nordseite der Alpen wurden diese wie an einer Mauer gestoppt, im sogenannten Nordstau schneite und regnete es stark.

Die Situation soll sich allmählich entspannen. Für die kommenden Tage sind höchstens geringe Schneemengen prognostiziert. Die Lawinenwarndienste bekräftigen aber, dass auch bei einem Rückgang des Risikos die Situation vor allem abseits der Pisten sehr heikel bleibt. Auch bei Warnstufe 3 („erheblich“) können einzelne Wintersportler Abgänge auslösen.

Aktuelle Meldungen aus den betroffenen Gebieten:

(APA)

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