Wende im Eisenstädter "Entführungsfall": 88-Jährige fuhr "freiwillig mit"

APA/ROBERT JÄGER
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Die Frau, die am Dienstag auf offener Straße in ein Auto gedrängt wurde, ist wieder aufgetaucht. Es ist die Mutter von Generaldirektor Stephan Ottrubay. Nach Erstbefragung der Beteiligten handle es sich um keine Entführung. Die Familie gibt keinen Kommentar ab.

Die Fahndung der Polizei ist beendet: Die 88-jährige Frau, die am Dienstagnachmittag auf offener Straße in Eisenstadt in ein Auto gedrängt wurde, ist wieder aufgetaucht. Sie sei in Tirol gefunden worden. Das bestätigte die Polizei der "Presse". Konkret sei die 88-Jährige in Kitzbühel. Erstmals gibt die Polizei nun auch nähere Informationen zu dem Fall und der Identität der Frau bekannt.

Bei der 88-Jährigen Frau aus Eisenstadt handelt es sich laut Polizei um "die Mutter von Generaldirektor Stefan Ottrubay". Stefan Ottrubay ist Chef der Esterházy-Stiftungen. Nach seiner Mutter wurde seit Dienstagnachmittag fieberhaft gefahndet. Allein im Burgenland waren mehr als 100 Beamte im Einsatz. Auch international wurde nach ihr gesucht.

Familie will sich nicht dazu äußern

Grund dafür waren die Schilderungen des Vorfalls. Die Frau sei mit ihrer Pflegerin in der Esterhazystraße in Eisenstadt unterwegs gewesen. Plötzlich hätten zwei schwarze Limousinen neben ihr angehalten. Eine Frau habe dann die Pflegerin weggeschubst. Die 88-Jährige sei in eines der Autos verfrachtet worden, die dann mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Bergkirche davongefahren seien.

Nun klingt die Geschichte völlig anders. In der Nacht haben sich die vermeintlichen Entführer bei der Polizei in Tirol gemeldet. Die 88-jährige Frau sei "nach den Erstbefragungen der daran Beteiligten, also auch von ihr selbst, freiwillig mitgefahren", heißt es aus der Landespolizeidirektion Burgenland. Und weiter: "Zur weiteren Motivlage und den näheren Umständen laufen die polizeilichen Ermittlungen noch."

Auch die Familie Ottrubay will keine näheren Auskünfte dazu geben. "Die Familie bittet es als Privatsache zu betrachten und will dazu keinen Kommentar geben", sagt Josef Kalina, der die Kommunikationsagenden in dieser Causa für Stefan Ottrubay übernommen hat. Man wolle die Ermittlungen abwarten, immerhin handelt es sich um ein Offizialdelikt.

Familienstreitigkeiten

Zu dem brisanten Fall hat sich nun auch die Familie Esterházy in einer Aussendung zu Wort gemeldet. Paul-Anton Esterházy betont darin, dass der Fall nichts mit der Familie Esterházy zu tun habe und die Familien Ottrubay und Esterházy zu unterscheiden seien.

»"Wir pflegen gänzlich andere Umgangsformen - besonders mit betagten Damen«

"Wir pflegen gänzlich andere Umgangsformen - besonders mit betagten Damen, die wir gerne in den großen Familienverband integrieren - was uns übrigens hinsichtlich Melinda Esterházy schon damals durch sehr unübliche Maßnahmen verunmöglicht wurde", heißt es in einem Nachsatz.

Darin spielt Esterházy auf einen Vorfall zwischen den beiden Familien im Jahre 2004 an: Die Milliardärin Melinda Esterházy soll damals von ihrem Neffen, dem nunmehrigen Esterházy-Chef Stefan Ottrubay in ihrer Wohnung in Eisenstadt festgehalten worden sein. Die eine Seite der Familie klagte wegen Nötigung, die andere wegen Verleumdung. Die beiden Familien befinden sich schon lange im Streit.

>>> Feine Familien, feine Schlammschlacht

(APA/red.)

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