Salzburger Lehrling vor Abschiebung: Ali Wajid reiste nach Kenia aus

Der 23-jährige pakistanischen Lehrling will bei der österreichischen Botschaft in Nairobi einen Antrag auf Einreise als Saisonarbeiter stellen.

In Salzburg ist für den kurz vor der Abschiebung stehenden pakistanischen Lehrling Ali Wajid im letzten Moment eine Lösung gefunden worden. Der 23-Jährige ist am späten Donnerstagabend von Wien nach Kenia geflogen. Er hat auf Einladung des Benediktinerordens ein Touristenvisum für das ostafrikanische Land bekommen und will dort einen Antrag auf Einreise nach Österreich als Saisonarbeiter stellen.

"Ali Wajid ist seit heute Gast in einem Benediktinerkloster in Nairobi. Und zwar nicht mehr als Flüchtling, sondern als freier Mann", sagte sein Salzburger Unterstützer Bernhard Jenny bei einem Pressegespräch am Freitag. "Das fühlt sich wie ein Erfolg an, zugleich aber auch wie eine Niederlage." Denn Ali Wajid habe in Österreich alles getan, um sich zu integrieren. "Er hat Deutsch gelernt, für ein eigenes Einkommen gesorgt, und nie Mittel aus der Grundversorgung bezogen." Trotzdem sei er hier nicht erwünscht gewesen.

Der Kellnerlehrling hatte im Mai 2018 einen negativen Asylbescheid in zweiter Instanz erhalten. Um einer Abschiebung vorzubeugen - die Diskussion um Ausnahmeregelungen für Asylwerber in der Lehre war damals voll im Gange - gewährte ihm die Erzdiözese Salzburg Anfang Juli Kirchenasyl und brachte ihn sieben Monate im Stift St. Peter unter. Am 24. Jänner wurde er bei einem Routine-Meldetermin auf der Rathauswachstube in Salzburg kurzerhand in Schubhaft genommen und nach Wien gebracht - obwohl ihm eine mit dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) geschlossene Vereinbarung erlaubte, sich frei in der Stadt zu bewegen.

Dank der Bemühungen seiner Unterstützer bekam der Flüchtling vergangene Woche noch eine einwöchige Galgenfrist für eine freiwillige Ausreise in ein sicheres Drittland. Diese Frist wäre heute, am 1. Februar, ausgelaufen. Ohne Lösung wäre er wohl am kommenden Dienstag nach Pakistan abgeschoben worden. "Alleine durch seinen Aufenthalt in Kirchenasyl wäre er dort von Erniedrigung, Folter oder gar dem Tod bedroht gewesen", sagte Jenny.

Sollte ein Antrag von Ali Wajid auf Einreise als Saisonier trotz vorliegender Angebote für Arbeitsstellen nicht bewilligt werden, strebe man Lösungen in anderen Staaten an. "Es gibt mehrere Länder, die durchaus bereit wären, ihn aufzunehmen. Aber er will zurück nach Österreich." Jenny bedankte sich heute auch bei einer Vielzahl an Unterstützern. Den Flug nach Kenia habe etwa die frühere ÖVP-Landesrätin Doraja Eberle bezahlt.

"Ali Wajid ist nur einer von vielen. Aber die Situation von Flüchtlingen mit hoher Integrationsbereitschaft wurde an seinem Beispiel deutlich", sagte Elisabeth Mayer, Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg am Freitag. "Seit Monaten bangen in vielen Pfarren Helfer um ihre Schützlinge. Viele sind bereits unter ähnlichen Umständen wie Ali abgeschoben worden." Mayer erneuerte darum am heutigen Freitag ihre Forderung nach Schaffung einer Härtefall-Kommission.

(APA)

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