Causa Bischof Schwarz: Klagenfurt schießt gegen päpstlichen Visitator Lackner scharf

APA/GERT EGGENBERGER
  • Drucken

Der Zwist zwischen der Diözesanadministration und Erzbischof Lackner verschärft sich. Klagenfurt spricht von klaren Kompetenzüberschreitungen und einer vertrauenszerstörenden Maßnahme.

Der Zwist zwischen der Diözese Gurk-Klagenfurt und dem päpstlichen Visitator, dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, über den Umgang mit dem Untreueverfahren der Staatsanwaltschaft Graz gegen Kärntens Ex-Bischof Alois Schwarz nimmt an Schärfe zu. Die Diözesanadministration wirft Lackner indirekt vor, seine Kompetenzen überschritten zu haben.

Die Auseinandersetzung entzündete sich daran, dass Lackner die Grazer Anwaltskanzlei Scherbaum-Seebacher beauftragte, in den Ermittlungsakt in Graz Einsicht zu nehmen. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt ja gegen Schwarz wegen des Verdachts der Untreue. Die Diözesanleitung hatte allerdings schon die Kanzlei Tschurtschenthaler eben damit beauftragt. Die Grazer Anwälte präsentierten sich bei der Anklagebehörde als Rechtsvertreter des Bistums Gurk, wie Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, auf APA-Anfrage erklärte. Die Anwaltskanzlei habe allerdings "nicht offengelegt, dass sie Bischof Lackner vertreten", fügte Bacher hinzu.

Auf die Frage, wie die Anklagebehörde mit der Situation umgeht, dass es zwei Anwaltskanzleien als Vertreter des Bistums gibt, meinte er, beide würden Akteneinsicht erhalten. Die Erzdiözese habe auf das Kirchenrecht verwiesen, das dem Visitator dies erlaube.

Lackners Schritt kein Zeichen des Misstrauens

Lackners Sprecherin Heidi Zikulnig erklärte gegenüber der "Kleinen Zeitung" dazu, der Auftrag an die Anwälte habe nichts mit Misstrauen zu tun, Lackner gehe es um eine "rasche und umfassende Sachverhaltsdarstellung". Der Klagenfurter Ordinariatskanzler Jakob Ibounig wiederum sieht mit dieser Maßnahme den Visitationsauftrag aus Rom überschritten. Es gehe nicht darum, "sich an die Stelle der Diözesanleitung zu setzen", meinte Ibounig zur "Kleinen Zeitung". Die getroffene Maßnahme bedeute vielmehr, dass sich "der Visitator selbst an die Stelle des mutmaßlich Geschädigten, also des Bistums setzt, so wird es sicher leichter, mögliche Täter zu schützen." Ibounig ortet "höchstes Risiko" und spricht von einer vertrauenszerstörenden Maßnahme und einer Brüskierung der Diözesanleitung. Man habe der Staatsanwaltschaft daher mitgeteilt, dass Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger für das Bistum allein vertretungsbefugt sei.

In Graz wiederum will man sich in die innerkirchliche Auseinandersetzung nicht einmischen. Man stehe auf dem Standpunkt, dass Lackner als Visitator kirchenrechtlich auch für das Bistum verantwortlich sei und damit ein rechtliches Interesse am Fortgang der Ermittlungen habe. Ibounig vergleicht die Vorgangsweise Lackners mit dem Agieren eines Sachwalters, das gebe der Auftrag aus Rom nicht her. Bezüglich des bis zur Fastenzeit angekündigten Berichts der Visitation, welche die Ära Schwarz in Kärnten und die Zeit der Sedisvakanz umfasst, sei nun "mit allem zu rechnen".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreichs umstrittenster Bischof: Alois Schwarz wurde im vergangenen Frühjahr von Klagenfurt nach St. Pölten versetzt.
Österreich

Ermittlungen gegen Bischof Schwarz blockiert

Die Arbeit der Staatsanwaltschaft Graz wegen des Verdachts der Untreue gegen den Bischof steht. Unterlagen der Kirche fehlen. Gleichzeitig wartet auch Rom – auf die Entscheidung der Justiz.
„Im Ausnahmezustand“ befindet sich laut Visitator Franz Lackner die katholische Kirche Kärntens.
Österreich

Causa Schwarz: Lackner erwartet personelle Konsequenzen

Für den päpstlichen Visitator Erzbischof Franz Lackner befindet sich die Diözese Gurk-Klagenfurt im „Ausnahmezustand“. Eine missbräuchliche Verwendung von Kirchenbeiträgen habe es aber nicht gegeben. Nach Abschluss der Visitation ist nun Rom am Zug.
 Erzbischof Franz Lackner stellte sich den Fragen der Medien
Religion

Prüfbericht zu Fall Schwarz: "Kein Missbrauch von Kirchenbeiträgen"

Der Bericht zur apostolischen Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt ist fertig und geht am Montag nach Rom. Er dürfte Zeugnis zahlreicher diözesaninterner Konflikte ablegen.
Heute wird Salzburgs Erzbischof Franz Lackner über die Arbeit in Kärnten informieren.
Religion

Gurker Domkapitel: Visitationsteam geht "nicht akzeptabel" vor

Heute wird Salzburgs Erzbischof Franz Lackner über die Arbeit in Kärnten informieren. Das Gurker Domkapitel schlägt die Einladung dazu aus. Der Grund: ein "Kommunikationsverbot" sowie fehlende Begutachtungszeit und "Fairness".
Religion

Causa Schwarz: Päpstliche Visitation beendet

Der ungefähr 50 Seiten starke Bericht von Erzbischof Franz Lackner über die Situation in Kärnten und die massiven Vorwürfe gegen den nunmehrigen St. Pöltner Bischof Alois Schwarz ist fertig gestellt. Er wird nach Rom gesendet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.