Gondel auf den Plabutsch? Grazer werden befragt

Nach immer lauterer Kritik an dem bis zu 40 Millionen Euro teuren Seilbahnprojekt auf den Grazer Hausberg beschließt die Stadt eine Volksbefragung. Läuft alles nach Plan, kann die Gondel 2022 starten.

Graz. Sie soll das Gebiet um den Grazer Hausberg ein wenig aus dem Dornröschenschlaf holen: die Gondel, die die Grazer in wenigen Minuten auf den Plabutsch und dann nach Thal bringen soll. Nachdem zuletzt aber der Protest gegen das rund 35 bis 40 Millionen Euro teure Projekt immer lauter wurde, sollen nun die Bürger über die Seilbahn abstimmen.

Das hat die Grazer Stadtkoalition unter Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) gestern, Donnerstag, beschlossen. Die Volksbefragung ist für das erste Quartal 2020 geplant – sobald alle technischen Planungen und Genehmigungen für die Seilbahn vorliegen. Ab einer gewissen Beteiligung der Bevölkerung soll das Ergebnis bindend sein – Nagl stellte 30 Prozent in den Raum. Er will ausloten, ob es auch eine Möglichkeit gibt, online abzustimmen.

Gondel auch für Pendler

Eine Standseilbahn führt in Graz derzeit auf den Schlossberg. Der 754 Meter hohe Plabutsch, der die Stadt im Westen begrenzt, ist zu Fuß oder mit Fahrzeugen erreichbar, wobei die Zufahrtsstraßen äußerst schmal sind. Der Thalersee auf der anderen Seite des Bergs, der derzeit zumeist per Auto angefahren wird, soll nach den Plänen der Stadt zukünftig ebenfalls per Gondel erreichbar sein. Auch die Pendler aus Thal könnten die Seilbahn laut Bürgermeister Nagl nutzen und bei der Talstation in Eggenberg in die Straßenbahn umsteigen. Läuft alles nach Plan, würde die Gondel auf den Plabutsch ab Frühjahr 2022 in Betrieb gehen – sofern die Bevölkerung dafür ist.

„Ich gebe dem Druck gern nach, weil die linken Parteien der Bevölkerung Ammenmärchen erzählen“, sagte Nagl zu seiner Entscheidung pro Volksbefragung. Er ist überzeugt, dass die Mehrheit der Grazer für das Projekt ist. Die Opposition hatte unter anderem kritisiert, dass es an der Gesamtkonzeption mangle, dass auf den Naturschutz zu wenig Rücksicht genommen werde und dass andere (Verkehrs-)Projekte jedenfalls Vorrang haben müssten.

Von der Befragung unberührt bleiben die Pläne für die Attraktivierung des Thalersees und seines Uferbereichs. Nagl kündigte allerdings auch ein Bürgerbeteiligungsverfahren an, in dem etwa der Ausbau der Wander- und Spazierwege, der Bereich um den See oder weitere Freizeitangebote diskutieren werden könnten. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2019)

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