Kuratorium für Verkehrssicherheit will Tempo 30 in der Stadt

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Tempo-30-Zone(c) Michaela Bruckberger, Presse
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Das KFV hat die Unfallzahlen der Jahre 2013 bis 2017 analysiert. Rund 2800 Kinder wurden hier jährlich verletzt, rund 300 von ihnen schwer.

Im Durchschnitt sterben in Österreich jedes Jahr acht Kinder unter 14 Jahren bei Verkehrsunfällen, drei davon sind als Fußgänger unterwegs. "In drei von vier Fällen sind die Kinder nicht die Hauptunfallverursacher", sagt Klaus Robatsch, Leiter des Forschungsbereichs im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), am Montag. Um Kinder besser zu schützen, fordert das KFV nun unter anderem Tempo 30 in der Stadt.

Das KFV hat die Unfallzahlen der Jahre 2013 bis 2017 analysiert. Rund 2800 Kinder wurden hier jährlich verletzt, rund 300 von ihnen schwer. Der Großteil war mit 42 Prozent als Mitfahrer in Pkw unterwegs. 27 Prozent bzw. rund 750 Kinder pro Jahr verunglückten als Fußgänger - jedes vierte Kind am Zebrastreifen, auf dem sie eigentlich unter besonderem Schutz stehen würden. "Doch am Schutzweg ist oft der Schutz weg, für Kinder als auch Erwachsene", sagte Robatsch. 19 Prozent der Kinder verunfallten als Radfahrer.

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Das KFV begrüßt auch den Einsatz von Abbiegeassistenzsystemen, der am Dienstag Thema des von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einberufenen Lkw-Sicherheitsgipfel sein wird. Im Abbiegeassistent sieht das KFV einen wichtigen Schritt, allerdings sind zum Schutz von Kindern im Straßenverkehr umfassende weitere Maßnahmen notwendig, wie beispielsweise die Reduktion der Geschwindigkeit. Bei einem Aufprall mit 30 km/h stirbt einer von zehn Fußgängern. "Ein Unfall bei 60 km/h endet so gut wie immer tödlich", sagte Robatsch.

Planung für "Gruppe der schwächeren Verkehrsteilnehmer"

Er forderte die flächendeckende Einführung von Tempo 30 in Städten, insbesondere im Umfeld von Schulen. Denn das "ist im wahrsten Sinne des Wortes für Kinder lebensrettend". Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen wie beispielsweise in Wien der Gürtel und der Ring können davon ausgenommen sein, erläuterte Robatsch. Auch Infrastrukturmaßnahmen, etwa um die Sichtbeziehungen im Kreuzungsbereich zu verbessern, können dazu beitragen, Städte kindersicherer zu machen. Er forderte, dass "Verkehrsplaner für die Gruppe der schwächeren Verkehrsteilnehmer planen".

Das KFV erneuerte auch seine Forderung nach höheren Strafen für Verkehrsteilnehmer, wenn Kinder involviert sind. Konkret soll das Strafausmaß bei Delikten im Straßenverkehr, bei denen Kinder als Mitfahrer betroffen sind oder sich im unmittelbaren Gefahrenbereich befinden und dadurch gefährdet sind, verdoppelt werden. Also beispielsweise wenn Kinder im Auto nicht richtig gesichert werden oder Lenker zu schnell oder alkoholisiert mit ihnen unterwegs sind. "Auch bei einer Verdoppelung der Strafen wären diese im internationalen Vergleich noch sehr gering", sagte Robatsch.

Der KFV hat sich auch die Unfallzahlen der vergangenen zehn Jahre angesehen. Fast 29.000 Buben und Mädchen wurden in diesem Jahrzehnt im Straßenverkehr verletzt. Das sind mehr, als im Allianz-Stadion in Wien Platz haben, erläuterte der Verkehrssicherheitsexperte.

(APA/dpa)

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