Nach einer tödlichen Kuh-Attacke wurde ein Bauer zu einer Zahlung von 490.000 Euro verurteilt. Landwirte fürchten nun Folgen für Almen und Tourismus.
Wien. Das Urteil nach einer tödlichen Kuh-Attacke auf eine deutsche Touristin (mit Hund) sorgt in der Landwirtschaft für Aufregung. Wie berichtet, hat ein Zivilprozess im Landesgericht Innsbruck in erster Instanz einen Landwirt zu einer Schadenersatzzahlung von 490.000 Euro verurteilt. Der Landwirt will gegen das Urteil berufen. Das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig.
Die Vertreter der Landwirtschaft warnen allerdings vor den Folgen, die ein solches Urteil haben könnte. „Das wäre für die Landwirtschaft und den Tourismus ein großes Problem“, sagt Joseph Siffert, Sprecher der Landwirtschaftskammer Österreich (LK). Denn die Tiere einzuzäunen, wie es der Witwer gefordert hat (der Landwirt hat allerdings Warnschilder aufgestellt), sei technisch und finanziell nicht möglich. Die Tiere im Stall zu halten verbiete der Tierschutz, ohne Weidehaltung könne man zudem Grünland in Bergregionen nicht bewirtschaften.
Auch LK-Präsident Josef Mossbrugger warnt vor den Auswirkungen: „So müssten Wanderwege durch Weiden und Almen gesperrt und für Wanderer nicht mehr zugänglich gemacht werden.“ Eine verpflichtende Einzäunung könnte sich auch kein Bergbauer leisten, dessen durchschnittliches Jahreseinkommen unter 20.000 Euro liege.
Versicherung übernimmt
Sollte es in letzter Instanz bei der Schadenersatzzahlung bleiben, würde die Betriebshaftpflichtversicherung des Bauern für den Schaden aufkommen. Allerdings rechnet man in der Kammer damit, dass dann die Versicherungen ihre Bedingungen ändern würden. Und dass auch Verträge mit den Tourismusverbänden gekündigt werden. Bauernbund-Präsident Georg Strasser fürchtet gar das „Aus für unsere Almen“ und warnt vor „amerikanischen Verhältnissen“. Dass es in jüngster Zeit verstärkt zu Kuh-Attacken gekommen ist, habe weder mit aggressiveren Tieren noch mit verstärkter Weidehaltung zu tun. Die Touristen wurden schlicht mehr.
Hinzu komme die Entfremdung von der Landwirtschaft. „Vor drei oder vier Jahrzehnten war jeder vierte Österreicher in erster oder zweiter Generation mit einem Landwirt verwandt. Heute ist es jeder Vierzigste“, sagt Siffert. Seit Jahren informiere man mit Broschüren und Videos, wie man sich auf einer Alm richtig verhält: den Hund am besten zu Hause lassen, und wenn er doch mitkommt, in brenzligen Situationen unbedingt von der Leine lassen, wie Siffert erklärt: „Der Hund ist nämlich schneller als eine Kuh, die bis zu 40 km/h läuft. Der Mensch leider nicht.“
(ks)