Neuseeland-Terror: Hausdurchsuchung in Österreich

In Neuseeland hält die Trauer nach dem Anschlag an
In Neuseeland hält die Trauer nach dem Anschlag anReuters
  • Drucken

Der Sprecher der rechtsextremen "Identitären Bewegung" in Österreich behauptet, gegen ihn werde wegen der "Gründung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" ermittelt.

Im Zuge von Ermittlungen zu dem Anschlag in Neuseeland hat es am Montag offenbar eine Hausdurchsuchung in Wien gegeben. Wie der Sprecher der rechtsextremen "Identitären Bewegung" in Österreich, Martin Sellner, in einem am Montagabend veröffentlichten Video mitteilte, wurde seine Wohnung durchsucht, weil er eine Spende des mutmaßlichen Attentäters von Christchurch erhalten habe.

Gegen ihn werde wegen der "Gründung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" ermittelt, erklärte Sellner in dem rund 15-minütigen, über soziale Medien verbreiteten Video. Er räumte ein, eine "unverhältnismäßig hohe Spende" von einer E-Mail-Adresse erhalten zu haben, die im Nachnamen jenen des rechtsextremen Attentäters (Tarrant, Anm.) enthielt. Für die Spende habe er sich per E-Mail auch bedankt: "Ein Dankes-E-Mail bekommt jeder, der mich unterstützt".

Zwar habe er die Spende melden wollen, da er gewusst habe, dass auch in Österreich Ermittlungen liefen, so Sellner, doch sei es dazu vor der Hausdurchsuchung nicht mehr gekommen. Eine Bestätigung für die Hausdurchsuchung von offizieller Seite gab es zunächst nicht.

Will Spende weitergeben

Die Summe der Spende werde er an eine karitative Einrichtung weitergeben, mit dem Terroranschlag habe er "nichts zu tun", betonte der Sprecher der "Identitären". Er habe keinen Kontakt zu Brenton Tarrant gehabt und ihn auch nie getroffen. Zum zeitlichen Ablauf der Geschehnisse machte Sellner mehrmals unklare Angaben. So erklärte er zunächst etwa, dass die Spende des Attentäters von Anfang 2018 stamme, dann wiederum, dass er sie "Anfang des Jahres" erhalten habe.

Wie vergangene Woche bekannt wurde, hielt sich der mutmaßliche Täter, ein 28-jähriger Australier, vor dem Anschlag auch in Österreich auf. Die Untersuchungen des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) laufen noch, das genaue Datum des Österreich-Aufenthaltes wurde zunächst nicht bestätigt. Laut Medienberichten reiste der Rechtsextremist am 26. November 2018 nach Wien, soll sich aber auch in Kärnten, Salzburg und Innsbruck aufgehalten haben.

Sellner ist davon überzeugt, dass ihn der Australier "in die Sache hineinziehen wollte". Denn dieser finde "Patrioten" wie die "Identitäre Bewegung", die sich "gegen Masseneinwanderung" und für "friedliche Lösungen" einsetzen, "lächerlich", "verlogen" und "heuchlerisch". "Die von Tarrant erhofften & bezweckten Repressionen gegen Patriotische Aktivisten gehen los", kommentierte Sellner so auch sein Video. Die "Identitären" werden vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft.

50 Tote in Christchurch

Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch am 15. März waren während der Freitagsgebete 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Etwa 20 Verletzte werden immer noch in Krankenhäusern behandelt. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft, ihm droht wegen vielfachen Mordes lebenslang Gefängnis.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Der seltsame Nordkorea-Trip eines Terroristen

Der Christchurch-Attentäter fiel auf seiner Reise, an der auch drei Österreicher teilnahmen, kaum auf. Nur die Buchung über den schwedischen Reiseveranstalter war bizarr.
Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern kurz vor ihrer Ansprache
Weltjournal

Neuseeland würdigt die Opfer des Christchurch-Anschlags

Auch Sänger Yusuf Islam (früher Cat Stevens) trat bei der nationalen Gedenkfeier auf. Die Tragödie habe die Neuseeländer "vereint" statt zu spalten, sagte Christchurchs Bürgermeisterin.
Archivbild: Ein neuseeländischer Polizist bei einer Moschee in Christchurch
Außenpolitik

Neuseeland-Attentäter war mit drei Österreichern in Nordkorea unterwegs

Der Terrorist von Christchurch spendete Geld an die Identitären - dem Chef der rechtsextremen Gruppe dürfte nun das US-Visum verwehrt worden sein.
Aktivismus von ganz rechts: Demonstration der Identitären mit diversen Gegendemonstrationen in Wien im Sommer 2016.
premium

Terrorverdacht: Kein Ende der Identitären?

Gegen den Chef der Identitären wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Eine Auflösung des Vereins ist aber nicht wahrscheinlich.
Die angeklagten Identitären im Juli 2018 im Grazer Straflandesgericht.
Innenpolitik

Das Scheitern der Justiz im Kampf gegen die Identitären

Identitäre, allen voran Frontmann Martin Sellner, standen bereits vor Gericht. Doch die Anklage hielt nicht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.