Die Strategie der Wachau gegen Gästemassen

Dürnstein ist eines der beliebtesten Touristenziele Österreichs geworden.
Dürnstein ist eines der beliebtesten Touristenziele Österreichs geworden.(c) Clemens Fabry
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Wie Touristen gelenkt werden und (indirekt) zahlen sollen.

Wachau/Wien. Die Wachau ist überlaufen. Spitz, Weißenkirchen – und allen voran Dürnstein. Wer das Städtchen an einem schönen Wochenende besuchen will, muss sich durch das enge Zentrum schieben, vorbei an Wachau-Kitsch, Wein, und in großen Touristengruppen – die kommen immer öfter als Passagiere der Flusskreuzfahrtschiffe oder als Ausflugsgäste im Bus. Als solche lassen sie kaum Geld in der Region, klappern Highlights ab – und werden langsam belastend.

So sehr, dass in Dürnstein schon über eine Art Eintrittsgeld oder Touristenabgabe diskutiert wurde. Die kommt nicht, aber in der Wachau hat man nun einen Plan erarbeitet, wie Gäste besser gelenkt werden sollen, so dass sich nicht alles auf zentralen Pfaden staut. Man wolle die Gäste nicht vergrämen, betont Mario Pulker, selbst Hotelier und Obmann des Tourismusverbandes Wachau und der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Aber, man wolle attraktiv bleiben. So sollen künftig die Bus- und Schiffstouristen von Guides durch Dürnstein geführt werden, nach Anmeldung und nach Zeiten gestaffelt. Damit die (bis zu 1600 Räder täglich) aus den engen Gassen Dürnsteins weichen, werden an der Donaulände versperrbare Rad-abstellanlagen geschaffen.

Zudem soll in der gesamten Wachau ein gemeinsames Parkleitsystem entstehen. In Krems und Dürnstein gibt es schon kostenpflichtige Busparkplätze. In Melk wurde kürzlich beschlossen, dass man von Ausflugsbussen eine Gebühr von 20 Euro (zwei Stunden) bzw. 40 Euro (ganztags) einheben will. Nun sollen in kleineren Orten zusätzliche Busparkplätze geschaffen und Gebühren eingeführt werden – inklusive einem gemeinsamen Ticket (mit dem man einmal zahlt und in mehreren Orten parken kann). Wie genau das dann verrechnet wird, ist in Diskussion.

Schiffs-Betreiber sollen zahlen

Die neuen Parkplätze plus Gebühren werden wohl – wie das Guide-System – erst 2020 umgesetzt. „Es geht uns nicht um das Geld, aber darum, dass Gäste, Bewohner und Betriebe zufrieden sind – und die Infrastruktur erhalten werden kann“, sagt er. Gespräche gibt es derzeit auch mit den Flusskreuzfahrt-Anbietern. Diese, die von der Kulisse profitieren, deren Vollpensions-Gäste aber vor Ort kaum konsumieren, sollen eine Art Abgabe in einen Weltkulturerbe-Fonds einzahlen. Hier gehe es um pauschale Beiträge, pro Gast oder Anlegen zu kassieren, sei nicht das Ansinnen. Man setze, sagt Pulker, auf Konsens – wie es auch auf freiwilliger Kooperation beruhen soll, dass Bus- oder Schiffstouristen künftig von lokalen Guides geführt werden statt in Hundertschaften das Zentrum zu durchströmen.

„Es darf nicht soweit kommen, dass es eine Aversion gegen Touristen gibt, und noch ist es auch nicht so weit“, sagt Pulker. Insofern wolle man auch (noch) nicht mit strengen Regulativen drohen, falls kein Konsens gelingt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)

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