Österreichs Gletscher: Viel Schnee, viel Hitze

Die Gletscher sind derzeit außergewöhnlich schneereich.
Die Gletscher sind derzeit außergewöhnlich schneereich.(c) Getty Images/Westend61 (Westend61)
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Auf Österreichs Gletschern liegt ungewöhnlich viel Schnee. Entscheidend für die langfristige Entwicklung ist das Sommerhalbjahr.

Wien. Im Flachland dominiert derzeit die Hitze, auf den heimischen Gletschern aber, deren dramatischer Rückgang seit Jahren beobachtet wird, liegt überdurchschnittlich viel Schnee. Teilweise haben die Gletscher zu Beginn des Sommerhalbjahres um bis zu 20 Prozent mehr Schnee als im langfristigen Mittel der vergangenen 20 Jahre.

Das geht aus den Berechnungen des sogenannten Massenzuwachses hervor, die die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Ende April durchgeführt hat. Ihnen zufolge ließ der kühle und feuchte Mai die Schneedecke im Hochgebirge um weitere 100 bis 150 Zentimeter wachsen, teils wurden auch Rekorde aufgestellt. An der Wetterstation Rudolfshütte in den Hohen Tauern (auf 2317 Meter Seehöhe) etwa wurde am 1. Juni eine Schneehöhe von 342 Zentimetern gemessen – ein neuer Rekord.

Gute Nachrichten für die Gletscher sind das aber nur bedingt: „Der Winter war für die Gletscher gut“, sagt Anton Neureiter, Gletscherforscher bei der ZAMG. Allerdings habe die Schneemenge des Winterhalbjahres nur geringen Einfluss auf die langfristige Entwicklung der Gletscher, dafür sei „die Witterung im Sommer wichtiger als die im Winter“, sagt Neureiter. „Entscheidend ist, ob die gelegentlichen Kaltlufteinbrüche im Sommer auf den Gletschern Schnee oder Regen bringen.“ Denn eine frische weiße Schneedecke eines sommerlichen Schneefalls reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent und kann den Gletscher bis zu eine Woche lang vor dem Schmelzen schützen. Ohne Neuschnee ist der Gletscher viel dunkler, nimmt die Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche bis zu einen halben Meter Eisdicke verlieren. So verringerte die Pasterze, Österreichs größter Gletscher, in den vergangenen fünf Jahren 16 Prozent ihrer Eismasse.

Inn: Pegelstand rückläufig

Unterdessen entspannt sich die – auch durch die Schneeschmelze in den Bergen verursachte – Hochwassersituation in Tirol langsam. Nach einem Höchststand von 6,32 Metern ist der Pegelstand des Inns am Donnerstag unter die Sechs-Meter-Marke gesunken. Jener Radfahrer, der am Mittwoch in die Ötztaler Ache, einen Nebenfluss des Inns, gestürzt war, galt am Donnerstag als vermisst. Bei der Polizei ist nach wie vor keine Vermisstenanzeige eingegangen.

Der Pegelstand dürfte in den kommenden Tagen weiter zurückgehen, allerdings wegen der anhaltenden Schneeschmelze auf hohem Niveau bleiben. Während sich von Westen kommend langsam eine Kaltfront nähert, wird es im Osten sogar noch heißer: Sehr trockene Luftmassen sorgen laut ZAMG heute, Freitag, und vor allem am Samstag für viel Hitze – im Osten werden Temperaturen bis zu 37 Grad erwartet. Bereits am Samstag könnten sich nicht nur im Gebirge Gewitter bilden, am Sonntag muss man mit kräftigen Sommergewittern rechnen, nur im Süden dürften sie ausbleiben. Nächste Woche dürften weitere Gewitter und etwas Abkühlung folgen: Die Höchsttemperatur liegt bei 23 bis 30 Grad. (mpm/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2019)

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