Ein oberösterreichischer Mediziner sitzt seit Jänner in U-Haft, weil er sich an minderjährigen Patienten vergangen haben soll. Inzwischen sind bereits 95 Opfer namentlich bekannt.
Die Missbrauchsvorwürfe gegen einen Arzt aus dem Salzkammergut, der minderjährige Patienten sexuell missbraucht haben soll, haben sich im Lauf der Ermittlungen massiv ausgeweitet: Mittlerweile sind 95 mögliche Opfer namentlich bekannt. Kurz zuvor war in einem Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten" noch von 87 Opfern die Rede gewesen. Laut Staatsanwaltschaft Wels widerspricht ein Gutachten der Verantwortung des Mannes, die "Behandlungen" seien medizinisch indiziert gewesen.
Der Großteil der namentlich bekannten Opfer, alles minderjährige Buben, sei bereits polizeilich einvernommen worden, die noch ausstehenden sollen demnächst folgen. Bei Fällen, in denen schwerer sexueller Missbrauch im Raum steht, werden im Landesgericht Wels kontradiktorische Einvernahmen durchgeführt, die noch bis Mitte August dauern dürften, so Staatsanwaltschafts-Sprecherin Silke Enzlmüller.
Die Staatsanwaltschaft hat mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Eines davon bescheinigt dem Arzt Zurechnungsfähigkeit. Ein weiteres befasste sich mit der Frage, ob die Behandlungen oder Untersuchungen des Mediziners wissenschaftlich indiziert waren, wie der Beschuldigte behauptet. Laut Sachverständigen-Expertise sei das aber nicht der Fall gewesen.
Gutachten zu Folgeschäden
Ein drittes Gutachten ist noch ausständig. Es soll klären, ob Opfer schwere Folgeschäden davongetragen haben. Das steht derzeit bei vier Buben im Raum. Schwere Folgeschäden würden den Strafrahmen von zehn auf 15 Jahre erhöhen.
Der Beschuldigte ist seit Ende Jänner in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen werden sich zumindest noch bis Ende August hinziehen. Ob es noch weitere Opfer geben könnte, könne man derzeit weder annehmen noch ausschließen, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.
>> Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Registrierung erforderlich)
(APA)