Zogajs wollen legal wieder einreisen

Zogajs wollen legal wieder
Zogajs wollen legal wieder(c) APA Robert Jaeger
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Der Betreuer der Familie sieht gute Chancen auf eine legale Rückkehr. Die drei Kinder sollen mit Hilfe von Schülervisa wieder nach Österreich dürfen, Mutter Nurie könnte ihren alten Job wiederbekommen.

WIEN (eko/red.).„Die Familie ist fest entschlossen, auf legalem Weg zurückzukommen“, sagt Christian Schörkhuber. Der Chef der Flüchtlingsbetreuung der Volkshilfe Österreich, der seit zweieinhalb Jahren Betreuer der Familie Zogaj ist, sieht dafür auch realistische Chancen – „obwohl die Voraussetzungen hoch sind“.

Für die Aufbringung der nötigen finanziellen Mittel und für eine Unterkunft sei jedenfalls gesorgt. Außerdem würde der ehemalige Arbeitgeber von Arigona Zogajs Mutter Nurie sie jederzeit wieder einstellen, wenn sie nach Österreich zurückkäme. Die 47-Jährige hatte in einer Putenzucht gearbeitet, ehe die Familie im Jahr 2007 mit dem Abschiebebefehl konfrontiert worden war. Die drei Kinder Arigona (18), Albin (11) und Albona (10) sollen gleich nach ihrer Rückkehr in den Kosovo Schülervisa für Österreich beantragen.

Gerade die Rückkehr in den Kosovo ist ein Punkt, der den Betreuern der Familie besonders große Sorgen bereitet. „Überall stehen Koffer herum“, so Schörkhuber, „sie wissen nicht, was sie alles mitnehmen sollen und was nicht.“ Eine Unterkunft im Kosovo gebe es noch nicht, man sei aber im Gespräch mit den dortigen Behörden.

„Der Mutter geht es sehr schlecht, die Kleinen wissen nicht, warum sie wegmüssen“, beschreibt Pfarrer Josef Friedl, der der Familie seit 2007 als Berater zur Seite steht, die Verfassung seiner Schützlinge. Arigona zeige sich zwar nach außen stark, aber sie weine viel. Die labile psychische Verfassung sei auch schuld daran gewesen, dass die Familie Zogaj am Samstagabend nicht zum Fest kam, das in Frankenburg für sie ausgerichtet wurde. Sie freuten sich über das Fest, würden aber den Rummel nicht verkraften, ließen sie ausrichten.

250 bei Arigona-Benefiz

Rund 250 Leute hatten sich zu der Zogaj-Benefizveranstaltung zusammengefunden. Einige zuvor angekündigte Prominente ließen sich jedoch entschuldigen. So gab der Schriftsteller Franzobel an, er habe einen Hitzschlag erlitten. Der Karikaturist Gerhard Haderer entschuldigte sich kurz vor der Veranstaltung per SMS – er sitze im Ausland fest. Immerhin, die Kabarettgruppe Maschek und Regisseur Kurt Palm unterhielten das Publikum via Zuspielung, und Schauspieler Erwin Steinhauer schickte eine Grußadresse. Prominentester Künstler vor Ort war Liedermacher Sigi Maron, der live spielte.

Viele Besucher des Fests kamen nicht aus Frankenburg, sondern aus der Umgebung. Im Ort sei die Stimmung „nicht so gut für die Zogajs“, sagte ein Gast. Dem widerspricht Pfarrer Friedl: „Ich werde von vielen Frankenburgern unterstützt, aber die sind immer sehr leise.“ Und doch gibt es Stimmen aus dem Ort, die eindeutig und laut Partei für die Familie aus dem Kosovo ergreifen – so wurde etwa ein Brief verlesen, den der Sitznachbar von Albin Zogaj in der Schule geschrieben hat: „Ich hoffe, dass du bald wiederkommst.“

Schule bis 9.Juli

Noch bis Freitag, dem 9.Juli, ist in Oberösterreich Schulbetrieb. Danach wird die Familie Zogaj in den Kosovo reisen. Wie lange sie tatsächlich dort bleibt und ob es eine Rückkehr nach Österreich geben wird, ist offen. „Würde es nicht um den Namen Zogaj gehen, gäbe es wahrscheinlich weniger Probleme“, sagt Volkshilfe-Betreuer Schörkhuber.

Inzwischen, so Pfarrer Josef Friedl, soll die Familie nach ihrer Rückkehr in den Kosovo „eher in einer Stadt, wo es anonymer ist“, untergebracht werden. Denn Menschen, die zurückkommen, würden von der einheimischen Bevölkerung häufig als Menschen zweiter Klasse behandelt.

AUF EINEN BLICK

Rückkehr: Kurz nach Arigona Zogajs Schulschluss am Freitag, dem 9.Juli, wird die Familie in den Kosovo aufbrechen. Dort sollen die drei Kinder um Schülervisa für Österreich ansuchen. Die Betreuer der Familie sprechen zwar von hohen Anforderungen, sehen aber eine realistische Chance auf eine Rückkehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2010)

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