Wer darf vor den Verbrechern warnen?

(c) Michaela Bruckberger
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Der von Karl Brunnbauer gegründete Verein „Pro Nachbar“ warnt seine Mitglieder etwa vor Einbrecher oder Dieben. Zwischen der Sicherheitsinitiative und der Wiener Polizei herrscht aber seit Monaten dicke Luft.

WIEN (stög.). Vor einigen Jahren waren sie noch enge Partner in puncto Sicherheit: Der von Karl Brunnbauer im Süden Wiens gegründete Verein „Pro Nachbar“ warnt seine Mitglieder vor Einbrecherbanden, Autodieben und sonstigen Kriminalitätsformen in ihrem Grätzel. Die aktuellen Daten von Straßenzügen, in denen Kriminelle zugeschlagen haben, kommen von der Exekutive.

Seit Jahresbeginn liefert die Polizei aber nur noch in eingeschränkter Form Daten an den Verein. Argumentiert wird einerseits mit Datenschutzrichtlinien, die man einhalten müsse, andererseits informiert die Wiener Polizei seit dem Frühjahr selbst und in ähnlicher Form wie „Pro Nachbar“ über die aktuelle Kriminalität. Unter dem Menüpunkt „aktuelle Sicherheitsinformationen“ finden sich dort Karten zu Kriminalitätsschwerpunkten der vergangenen Tage sowie Präventionshinweise.

Brunnbauer ärgert sich seit Wochen über die „massive Verschlechterung der gelieferten Daten“ und die „intransparente Kommunikation“ vonseiten der Polizei. Gestern, Mittwoch, eskalierte der Streit: „proNachbar“ erklärte in einer Aussendung, die Mitglieder des Vereins würden an der Relevanz und Erhebungsqualität der neuen Kriminalstatistik zweifeln. „Täglich bekommen wir Meldungen, die aber offensichtlich in den Zählungen der Kriminalstatistik nicht berücksichtigt werden“, kritisiert Brunnbauer im Gespräch mit der „Presse“.

Polizeipräsident Gerhard Pürstl reagierte scharf: „Jegliche Mutmaßungen über eine Schönung der Statistiken stammen aus dem Reiche lebhafter Fantasien.“ Auf die Kritik von Pro Nachbar zur Weitergabe von Daten ging Pürstl jedoch nicht ein. Auch das mit der Führung der Kriminalstatistik beauftragte Bundeskriminalamt wies die Mutmaßungen von Pro Nachbar zurück.

Neue Sicherheitskampagne

Das im Innenministerium angesiedelte Kuratorium Sichereres Österreich (KSÖ) will nun ebenfalls verstärkt in der Prävention tätig werden. Heute, Donnerstag, startet das KSÖ eine neue Sicherheitskampagne und ein dazugehöriges Informationsportal im Internet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2010)

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