Mehr Platz für steirische Reben

Wachstum. Die Nachfrage steigt, die Erntemenge lag aber auch 2010 unter dem langjährigen Durchschnitt. Jetzt weitet die Steiermark ihre Weinanbauflächen deutlich aus.

Graz. Es ist ein erster Zugriff auf die stillen Reserven des Landes. Pflanzungsrechte für 110 Hektar neue Rebflächen werden in diesem Jahr vom Land Steiermark vergeben. Bis zum Jahr 2018 soll die Steiermark insgesamt 300 Hektar neue Weingärten bekommen. Damit würde die steirische Gesamtanbaufläche von derzeit 4800 Hektar zwar nur geringgradig anwachsen, die zusätzlichen Flächen nehmen aber einigen Druck von den Weinbauern, die bisher „aufgrund von Verordnungen gezwungen wurden, ins Nachbarland Slowenien auszuweichen“, erklärt der südsteirische Winzer Gerhard Wohlmuth.

Jeder Weinbauer kann ab sofort um eine zusätzliche Anbaufläche bei der Landwirtschaftskammer ansuchen, wo Experten über die Zuteilung entscheiden. Vorgegeben ist nur, dass zehn der 110 Hektar für junge Hofübernehmer reserviert sind und dass die Betriebe nur maximal ein Viertel ihrer existierenden Rebfläche zusätzlich beantragen können. Angebaut werden darf aber wiederum jede der 40 zugelassenen Rebsorten.

Die weingartengerechte Adaption der Hänge (Drainage, Bestockung) kostet pro Hektar allerdings je nach Lage 30.000 bis 50.000 Euro. Es bleibt damit ein auf Langfristigkeit angelegtes Investment. Mit einer ersten kleinen Ernte ist laut Weinbauern nämlich frühestens in drei Jahren zu rechnen. „Fünf Jahre braucht es für einen gescheiten Ertrag“, sagt der südsteirische Weinbauer Willi Sattler. Am Ende sollen auf den neuen Flächen rund 750.000 Liter Wein erwirtschaftet werden. In guten Jahren. Das Erntejahr 2010 war auch in der Steiermark weniger gut.

„Vielschichtiger Jahrgang“

Die Lesemenge lag im vergangenen Herbst mit 170.000 Hektolitern zwar über dem 2009er-Wert (155.000 Hektoliter), aber immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zwar gab es einen relativ späten Austrieb, aber einen ungemeinen Wachstumsschub während des Sommers. „Das hat eher an den Kongo erinnert“, vergleicht Sattler augenzwinkernd. Aufgrund starker Niederschläge im Herbst wurden die Winzer allerdings zu einer schnellen und handwerklich sehr aufwendigen, weil mehrstufigen Ernte gezwungen. Sattler spricht dennoch von einem „vielschichtigen Jahrgang“, bei dem der Alkoholgehalt knapp unter dem des Vorjahres liegt und der sich durch den geringeren Zucker frisch und säurebetont gibt. Präsentiert wird der steirische 2010er-Jahrgang unter anderem am 18.April im Wiener MuseumsQuartier (14 bis 21 Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2011)

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