Wo Dampf 31 Kilometer weit durchs Land gepumpt wird

(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Seit 2009 versorgt eine der längsten Fernwärmeleitungen Europas von Dürnrohr aus St. Pölten. Die Leitung nimmt die Energie in Dürnrohr mit einer Temperatur von rund 140 Grad Celsius auf.

St. Pölten/Gr. „Wenn mir jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass wir Wärme über 31 Kilometer mit nur zwei Grad Temperaturverlust transportieren können – ich hätte das nie geglaubt.“ Das sagt nicht etwa ein großer Technologieskeptiker – sondern Stefan Zach, Sprecher des niederösterreichischen Energiekonzerns EVN.

Genau das tut das landeseigene Unternehmen – genauer gesagt: eine Tochtergesellschaft, die es gemeinsam mit der Stadt St. Pölten betreibt – heute aber. Rund zwei Drittel des Fernwärmebedarfs der Landeshauptstadt werden seit 2009 aus dem 31 Kilometer entfernten Dürnrohr gedeckt, jener Energiemetropole im Tullnerfeld, in der die EVN neben einem kalorischen Kraftwerk auch noch eine Biogasanlage und eine Müllverbrennungsanlage unterhält.

Anlagen, die jährlich rund 200 Gigawattstunden an Abwärme abgeben, die bisher ungenutzt verloren gegangen waren – während inzwischen knapp die Hälfte der St.Pöltner Firmen und Haushalte am Fernwärmenetz der Stadt hängt, das die zusätzliche Energie gut gebrauchen konnte. 2006 hat die EVN gemeinsam mit Stadt und Land beschlossen, die längste Fernwärmeleitung Österreichs – sogar eine der längsten Europas – zu verlegen. Drei Jahre später und mit 35 Millionen Euro teils öffentlicher Gelder ging sie in Betrieb – zur Freude aller Beteiligten: Von einem „Vorzeigeprojekt“ und dem „Weg zur Energieunabhängigkeit“ war seitens der Politik die Rede.

Mit knapp 144 km/h unterwegs

Dabei ist das Projekt, das bis heute planmäßig funktioniert und inzwischen mit dem europäischen „Energy Star“ ausgezeichnet wurde, schon allein technisch faszinierend: Die Leitung nimmt die Energie in Dürnrohr mit einer Temperatur von rund 140 Grad Celsius auf und leitet sie bei einem Druck von rund 40 bar mit einer Geschwindigkeit von rund 40 Metern pro Sekunde nach St. Pölten weiter. Knapp 13 Minuten später wird die Energie dann in das Wärmenetz der Stadt eingespeist – mit immer noch 138 Grad Celsius.

Die neue Spezialisolierung, die das möglich mache, sei der Grund, warum man das Projekt erst so spät angegangen habe, heißt es von der EVN – das Kraftwerk Dürnrohr arbeitet schon seit 1987.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Spittelau „neu“: Stadt steckt 130 Mio. Euro in Sanierung

Ab Herbst 2013 kommt in der Spittelau (kurz) kein Müll mehr ins Feuer: Die Anlage wird modernisiert. Das Ziel ist ein geringerer Einsatz von Erdgas, bessere Filterung sowie höhere Stromproduktion.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.