Fluglärm "unter Kontrolle": Grünes Licht für dritte Piste

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In einigen Wochen wird Niederösterreich dem Flughafen den Bau einer neuen Landepiste genehmigen - ohne große Proteste. Der Flughafen habe sich in dieser Vereinbarung einer Einschränkung des Nachtflugbetriebs unterworfen.

Wien. Während deutsche Aktivisten gegen Fluglärm angesichts eines Urteils jubeln, das das Nachtflugverbot in Frankfurt am Main, dem größten Airport des Landes, zementiert hat, steht ihren heimischen Pendants ein herber Dämpfer bevor. In „zwei, drei Monaten“, heißt es aus dem niederösterreichischen Landhaus, werde der Bescheid in dem Genehmigungsverfahren für den Bau einer dritten Start- und Landepiste auf dem Flughafen Schwechat ergehen.

Dass der Bau der Piste darin genehmigt wird, steht „Presse“-Informationen zufolge bereits fest – obwohl sich Niederösterreich mit der Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts mehr Zeit als ursprünglich geplant gelassen hat. Ist man bei der mündlichen Verhandlung Anfang September 2011 noch der Meinung gewesen, das Verfahren im ersten Quartal 2012 abschließen zu können, rechnet man heute erst zu Sommerbeginn mit dem Bescheid.

„Es hat mehr Einwendungen als erwartet gegeben, die bearbeitet werden mussten“, erklärt Friedrich Zibuschka, Leiter der Gruppe Umwelt und Verkehr beim Land Niederösterreich, die Verzögerung. Einwände, die vor allem ein Thema betroffen hätten – den Lärm.

Lärmgegner: „Schauprozess“

Wobei die Erwartungen der Fluglärmgegner aus Niederösterreich und Wien von Anfang an niedrig waren, sagt Alfred Höllrigl, Obmann der Arge gegen Fluglärm, die 14 Bürgerinitiativen in sich vereinigt. „Wir sind schon froh, wenn der Bescheid dem bisherigen Regime nicht widerspricht“, so Höllrigl – aus seiner Sicht habe das Verfahren nichts mit Bürgerbeteiligung zu tun gehabt, „eher mit einem Schauprozess, bei dem eine schon lange feststehende Entscheidung verkündet wird“.

Mehr für die Sache habe das Mediationsverfahren gebracht, in dem sich Flughafen, Anrainergemeinden und Lärmgegner 2005 auf Regeln geeinigt haben, „die das Problem im Wesentlichen unter Kontrolle halten“, sagt Höllrigl.

Der Flughafen habe sich in dieser Vereinbarung einer Einschränkung des Nachtflugbetriebs unterworfen, sagt Airport-Sprecher Peter Kleemann: Zwischen 21 und sieben Uhr sei nur eine Start- und Landepiste in Betrieb, in der „Kernzeit“ zwischen 23.30 und 5.30 Uhr dürften nur jeweils vier Flugzeuge starten und landen. Eine Einigung, die – das bestätigt auch die Bürgerinitiative der Arge Fluglärm – vom Flughafen eingehalten wird.

Bau bleibt ungewiss

Ob die dritte Piste tatsächlich gebaut wird, steht aber auch dann, wenn der Bescheid einmal ausgestellt ist, noch in den Sternen. Nicht nur, weil er erst durch den Instanzenzug wird bestehen müssen, sondern vor allem, weil der Flughafen erst beobachten muss, wie sich die Passagierzahlen entwickeln – was nicht zuletzt von den Plänen der Lufthansa für die Zukunft der AUA abhängen wird.

Um Airlines in Wien eine langfristige Wachstumsperspektive bieten zu können, wäre ein positiver Bescheid für den Flughafen jedenfalls wichtig: Denn auch wenn beim derzeitigen Stand von rund 21 Millionen Passagieren jährlich noch Luft nach oben sei – Airport-Sprecher Kleemann spricht von einem maximal bewältigbaren Aufkommen von rund 30 Millionen Fluggästen –, sei für die langfristige Planung die Option der dritten Piste wichtig. Denn zu den Spitzenzeiten sei der Luftverkehr in Wien derzeit gerade noch zu bewältigen.

Ein Baubeginn oder auch nur ein Start für Detailplanungen sei aber bisher nicht mit einem fixen Datum versehen worden, so der Flughafen-Sprecher: Selbst mit der in den kommenden Monaten erwarteten Genehmigung durch das Land Niederösterreich rechne man dafür mit „einigen Jahren“, bevor konkrete Schritte gesetzt werden könnten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2012)

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