Ab Donnerstag gilt Rauchverbot in der Gastronomie. In den meisten Lokalen darf weiterhin geraucht werden. Die Hälfte der betroffenen Lokale hat umgebaut, nur rund 22.000 Wirte wollen den Tabakkonsum ganz verbieten.
Wien(duö/sol). Es ist so weit. Ab Donnerstag gilt das neue Tabakgesetz. Das Ziel: Rauchverbot in den meisten Lokalen. Das Ergebnis: In den meisten Lokalen kann weiterhin geraucht werden.
Rund 48.000 der insgesamt 70.000 Wirte in Österreich werden auch künftig das Rauchen erlauben. Drei Viertel der Lokale unter 50 Quadratmeter (rund 8000) werden als Raucherlokal geführt werden. Nur rund 22.000 Wirte wollen den Tabakkonsum ganz verbieten, wie aus einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer hervorgeht.
Das neue Gesetz sieht vor, dass in Lokalen mit über 50 Quadratmetern ein abgetrennter Nichtraucherraum vorhanden sein muss. Österreichweit gibt es rund 14.000 mittelgroße Lokale zwischen 50 und 80Quadratmetern. Laut Wirtschaftskammer hätten rund und die Hälfte davon (6.500) die Umbauarbeiten bereits durchgeführt oder sind gerade dabei. Die andere Hälfte wird als Nichtraucherlokal geführt werden.
Etwa zwei Drittel aller Lokale sind größer als 80 Quadratmeter und verfügen ohnehin über mehrere Räume. 73 Prozent dieser Wirte – rund 33.000 Gastronomen – richten oder haben einen Extraraum für Raucher eingerichtet.
Bei Lokalen unter 50 Quadratmetern kann eben der Wirt bestimmen, ob er ein Raucher- oder Nichtraucherlokal führen will. Bleiben noch rund sieben Prozent der Lokale, die zwar in die Umbauregelungen fallen, aber es doch nicht müssen: aus denkmal- oder feuerbehördlichem Gründen. Das Café Sperl im sechsten Bezirk ist davon betroffen: Ab Donnerstag herrscht hier deswegen Rauchverbot, so Geschäftsführer Rainer Staub. In den Cafés Tirolerhof und Engländer hingegen wird es einen abgetrennten Raucherraum geben.
Die Umbauarbeiten im Tirolerhof sind erst gestern, Dienstag, beendet worden. Damit steht das Café nicht allein da. In Wien haben sich die meisten Wirte erst kurz vor Inkrafttreten für oder gegen Rauchen entschieden. Vor rund zwei Wochen hatten nur 20 Prozent der 1500 betroffenen Betriebe umgebaut („Die Presse“ berichtete).
Eine besondere Fleißaufgabe
Das neue Verbot gilt auch für Clubräume. Im Volksgarten etwa herrscht ab Donnerstag absolutes Rauchverbot. Laut Volksgarten-Sprecherin Gülden Ercinler sei das kein großes Problem, da im Garten geraucht werden kann. Eine besondere Fleißaufgabe hat Erdal Taskin gemacht. Der Betreiber einer Würstelbude bei der U-Bahn Station Volksgarten hat seinen Imbissstand ebenfalls mit einem Nichtraucher-Pickerl gekennzeichnet, obwohl er nicht muss. Seine Bude fällt unter die Sparte Freiluft – und Taskin hat keine Sitzgelegenheiten für seine Gäste.
Kontrolliert wird das neue Tabakgesetz von den Ländern, und zwar in Form von Anzeigen. Eine Anzeige kann jeder erstatten. Seit Anfang dieses Jahres bis Mitte Mai wurden in Wien rund 4200 Anzeigen erstattet.
4200 Anzeigen in Wien
Bis das Tabakgesetz inkrafttreten konnte, war es ein langer Weg. Im Vorfeld kam es zu einem erbitterten Streit zwischen Gastronomen und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Die Wirte wollten ein generelles Rauchverbot, um Umbauten zu vermeiden. Der Gesundheitsminister pochte aber auf seine österreichische Lösung und bezog sich dabei auf eine Umfrage, die er in Auftrag gegeben hat und wonach die meisten Österreicher gegen ein generelles Rauchverbot sind.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2010)