Flugblattaktion: Wie die Kirche mobilisiert

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Kardinal Schönborn wendet sich unverblümt gegen das Anti-Kirchen-Volksbegehren. Er lässt Flugblätter verteilen und wirbt für die vielfältigen Leistungen der Kirche.

Wien. Nicht einmal ignorieren: So könnte das unausgesprochene Motto von Österreichs Bischöfen zu einem Volksbegehren „gegen Kirchenprivilegien“ gelautet haben. Ab sofort ist das anders. Die Bischofskonferenz hat ein Flugblatt erarbeitet, das gegen erhobene Vorwürfe Stellung bezieht.

Kardinal Christoph Schönborn hat am Montagabend den zur Segnung der Chrisamöle (für Taufen, Firmungen, Weihen des folgenden Jahres) in den Stephansdom gekommenen Priestern erste Exemplare in die Hand drücken lassen. Der Wiener Erzbischof schreibt im Vorwort, die Kirche gebe mit ihren vielfältigen Leistungen „ein Zeugnis der Gegenwart des liebenden Gottes. Wenn das alles heute von einigen unter den Generalverdacht ,Kirchenprivilegien‘ gestellt wird, müssen wir dazu Rede und Antwort stehen.“ Damit wendet sich der Kardinal unverblümt gegen das Volksbegehren, das von 15. bis 22.April zur Unterstützung aufliegen wird. Die Forderungen: Ein Verfassungsgesetz soll „kirchliche Privilegien“ (staatliche Unterstützung katholischer Einrichtungen, Absetzmöglichkeit des Kirchenbeitrags... ) abschaffen, eine Sonderkommission Missbrauchs- und Gewaltvorwürfen nachgehen.

In dem Flugblatt argumentiert die katholische Kirche, deren Leistungen würden zwar teilweise durch Steuergeld finanziert, der Staat erspare sich aber „viel Geld“ durch ehrenamtliches Engagement. Für die Renovierung der 12.000Gebäude müsse die Kirche mehr Umsatzsteuer bezahlen als sie Denkmalschutzförderung erhalte. Staat und Kirche seien eigenständig, Kooperation habe sich aber bewährt.

Und zur Kritik am Konkordat, dem Staatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl, greifen die Bischöfe fast schon in die Populismus-Trickkiste: Dadurch seien die Sonntage (und zehn Feiertage) zusätzlich als arbeitsfrei abgesichert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

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