Kritik an fehlendem Schutz vor Diskriminierung. Der designierte Linzer Weihbischof Wagner hatte in einem Interview erklärt, dass Homosexualität heilbar sei und behandelt gehöre.
WIEN/LINZ(red./APA). Kaum ein Tag vergeht, an dem sich der designierte Linzer Weihbischof, Gerhard Maria Wagner, keine neuen Feinde schafft. Nach den liberalen Kirchenvertretern laufen jetzt auch die österreichischen Homosexuellen-Initiativen gegen den Erzkonservativen Sturm. Wagner hatte in einem Interview erklärt, dass Homosexualität heilbar sei und behandelt gehöre. Wer „ganze Menschengruppen mit Verachtung überschüttet“, dem stehe es nicht zu, von Barmherzigkeit zu sprechen, sagt dazu Peter Traschkowitsch von der Initiative Sozialdemokratie und Homosexualität. Viele Homosexuelle seien „mit Sicherheit bessere Christen als so mancher ihrer Vertreter“. Die HOSI Wien wies darauf hin, dass auch Menschen aus „unmittelbarem kirchlichem Umfeld“ ihre Angebote wahrnehmen würden.
Das Komitee Lambda kritisiert den fehlenden Schutz Homosexueller vor Diskriminierung. So sei es nicht möglich, die Aussagen Wagners straf- oder privatrechtlich zu klagen. Der Verhetzungsparagraf schütze nur ethnische und religiöse Gruppen.
Wagner bewusst vorgeschlagen?
Kritik gibt es auch an Gregor Henckel-Donnersmarck, Abt des Stifts Heiligenkreuz. Dieser hatte im ORF Homosexualität als „medizinisches Problem“ bezeichnet. Wagners Bestellung zum Weihbischof sei eine Entscheidung, die „allein der Heilige Vater erwägen“ könne, sagte Henckel-Donnersmarck dem „Standard“. Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz habe Wagner zudem bewusst vorgeschlagen. Schwarz verwies dazu auf ein „Schweigegebot“, dem er unterliege. Nach außen hatte er Wagner bisher verteidigt; intern soll er angemerkt haben, dessen Bestellung „so nicht gewollt“ zu haben.Williamson abgesetzt, Seite7
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2009)