Wer wird Bischof von Graz? Die geheime Liste des Vatikans

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Drei Männer – zwei Steirer, ein Oberösterreicher – und ein Amt: Künstlerpfarrer Glettler, Seminar-Chef Krautwaschl und Priesterkolleg-Hausherr Brandmayr sind in der engsten Wahl.

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Graz/Wien. Franz Xaver Brandmayr, Hermann Glettler, Wilhelm Krautwaschl: Einem dieser drei „einfachen“ katholischen Priester werden schon bald höhere Weihen zuteil. Einer dieser drei wird zum Bischof geweiht. Einer dieser drei wird die Nachfolge des nunmehrigen Altbischofs Egon Kapellari an der Spitze der steirischen Diözese antreten.

Brandmayr, Glettler, Krautwaschl: Diese drei Namen finden sich nach „Presse“-Information auf der streng unter Verschluss gehaltenen Terna. Dabei handelt es sich um jenen Kandidaten-Dreiervorschlag, aus dem Papst Franziskus den neuen Bischof für die (nach der Katholikenzahl) drittgrößte österreichische Diözese Graz-Seckau ernennen wird. Die offizielle Liste der Kandidaten für ein Bischofsamt gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen des Vatikans.

Erstellt hat den aktuellen Dreiervorschlag der Botschafter des Papstes in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen – nach einer Befragung in Österreich, aber auch in Absprache mit Rom. Der Nuntius konnte dabei an einem Mann nicht vorbei, der seit Monaten medial als der heißeste Favorit gehandelt wird: Hermann Glettler. Er ist immerhin Vorsitzender des steirischen Priesterrrates – genauer: der Geschäftsführer, denn Vorsitzender muss laut Kirchenrecht immer der Diözesanbischof selbst sein. Darüber hinaus hat er sich österreichweit als Künstlerpfarrer einen Namen gemacht.

Genau deshalb gibt es gegen ihn auch Vorbehalte, vor allem in der Bischofskongregation, der es obliegt, die Entscheidung für den Papst vorzubereiten und aus dem Dreiervorschlag den definitiven Vorschlag zu machen. Manchen Eminenzen und Exzellenzen geht die Öffnung eines Gotteshauses für moderne Kunst dann doch etwas zu weit. Kardinal Marc Ouellet hat als Präfekt die Sitzungen mit 25 weiteren Kardinälen, vier Erzbischöfen und einem Bischof zu leiten. Der Interventions-Druck auf diese Männer darf nicht unterschätzt werden. Auch in der seit Jahren anhängigen Causa Graz: Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Franz Lackner und Kapellari haben sich im Vatikan für Glettler stark gemacht.

Ruf von Rom nach Rom?

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Schönborn vor allem auch, weil Glettler der Gemeinschaft Emmanuel angehört. Diese Erneuerungsbewegung macht sich besonders für Evangelisierung stark und leitet „Stadtmissionen“, wie sie unter Schönborn auch in Wien veranstaltet wurden. Glettler gilt noch immer als Kandidat mit den besten Chancen. Starkes Indiz: Die Bischofskonferenz hat mittlerweile alle Fachbereiche Kapellaris aufgeteilt. Ein Posten ist offen geblieben – jener des Referats Kultur. Gerade in diesem Pontifikat wichtig: Glettler engagiert sich besonders für sozial Schwache und in seiner „Multikulti“-Pfarre Graz St. Andrä hat auch die afrikanische Gemeinde ihre Heimat gefunden.

Nach außen weniger spektakulär muss da das Wirken von Wilhelm Krautwaschl erscheinen. Er ist aber mit den Grazer Zentralstellen bestens vertraut, was sich für einen Bischof nicht als Nachteil erweist. Der gebürtige Steirer (eine Gemeinsamkeit mit Glettler) leitet als Regens das Bischöfliche Seminar, ein Internat, und hat die Funktion des Diözesanverantwortlichen für Berufungspastoral inne.
Der dritte Kandidat stammt aus Oberösterreich und lebt in Rom: Franz Xaver Brandmayr, im „früheren“ Leben Jesuit, später Kaplan in Wien und am Diözesangericht, leitet unweit der Piazza Navona die Anima, ein Priesterkolleg mit langer Tradition, und ist Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde. Nicht immer wird jemand aus der betroffenen Diözese Bischof. Bestes Beispiel: Kardinal Franz König.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11. April 2015)

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