30 Jahre Haft wegen tödlichen Exorzismus-Rituals

Scheiterhaufen (Symbolfoto)
Scheiterhaufen (Symbolfoto)imago/Revierfoto
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In Nicaragua ließ ein Pastor im Februar eine 25-Jährige, die sich von Dämonen besessen wähnte, auf einem Scheiterhaufen anzünden. Sie starb eine Woche später nach unsäglichen Qualen. Nun wurden er und vier Komplizen verurteilt.

Wegen eines tödlichen Exorzismus-Rituals in Nicaragua sind ein Pastor und vier Komplizen zu je 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 23-jährige protestantische Geistliche Rocha Romero und seine Mittäter, darunter zwei Frauen, erhielten am Dienstag (Ortszeit) die Höchststrafe wegen der Ermordung einer 25-jährigen Frau.

Die zweifache Mutter Vilma Trujillo war tagelang gequält und schließlich lebendig in ein Feuer geworfen worden. Die Angeklagten hatten vor dem Gericht in der Hauptstadt Managua ausgesagt, sie seien überzeugt gewesen, dass die Frau vom Teufel besessen gewesen sei, immerhin habe sie das selbst berichtet und um Hilfe gebeten. Sie stritten ab, die Frau getötet zu haben, das Feuer sollte sie nur "reinigen".

"Kein menschliches Wesen sollte das durchleiden, was Trujillo erlitten hat", sagte Richter Alfredo Silva bei der Urteilsbegründung. Die Ermordung der jungen Frau sei geplant gewesen.

Dutzende Dorfbewohner sahen zu

Die Tat ereignete sich Mitte Februar in El Cortezal, einem extrem entlegenen Dorf ohne Verkehrsanbindung auf der besonders verarmten karibischen Seite im Nordosten des Landes. Zeugen hatten vor Gericht geschildert, wie die Mutter auf Anweisung des Dorfpfarrers, der über viel Macht im Ort verfügen soll, in der Holzkirche gefoltert wurde. Schließlich wurde sie auf einem Scheiterhaufen im Freien angezündet, rollte aber irgendwie noch lebend aus den Flammen heraus.

Fotos, die im Internet kursieren, zeigen, dass mehrere Dutzend Dorfbewohner dem schrecklichen Treiben tatenlos zugesehen hatten.

Eine Woche später erlag die Bäuerin in einem Krankenhaus in Managua ihren schweren Verbrennungen; 80 Prozent ihrer Haut waren verbrannt.

Das Gericht verurteilte die fünf Männer zudem zu einer Geldstrafe von umgerechnet jeweils rund 480 Euro - in Nicaragua ist das eine große Summe. Keiner der Angeklagten zeigte bei der Verlesung des Urteils eine Reaktion. Ihre Verteidiger kündigten an, sie wollten eine Verringerung der Haft erreichen. Doch kann das von einer Jury verhängte Urteil nach nicaraguanischem Gesetz nicht angefochten werden.

(apa)

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