Tirols neuer Bischof Hermann Glettler startet mit Vollgas. Am Tag seiner Ernennung spricht er sich für Diakoninnen aus. Die dürften predigen und taufen. Ja und? Nun, die Forderung ist brisant, weil damit der Anfang vom Ende der Männerdomäne Priesteramt eingeläutet werden könnte.
„Ich bin froh, dass das Diakonat der Frauen jetzt hoffentlich ordentlich besprochen wird. Es wäre ein wunderbarer wichtiger Schritt.“ Selten hat ein soeben neu von Papst Franziskus ernannter Bischof, dessen Weihe erst in mehr als zwei Monaten erfolgt, in einer durchaus brisanten innerkirchlichen Frage so deutlich Stellung bezogen wie der 52jährige Hermann Glettler am Mittwoch im ''Presse''-Interview. Er wechselt ja von Graz, wo er Bischofsvikar war, also quasi Stellvertreter von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, nach Innsbruck.
1. Weshalb ist die Forderung nach Diakoninnen brisant?
Gute Frage, von außen betrachtet. Innerkirchlich jedoch stellt sich der Sachverhalt ein wenig anders dar. Denn das Amt des Diakons ist die unterste der drei Stufen des Weihesakraments. Danach folgen die Priester- und dann die Bischofsweihe. Über Jahrhunderte wurde zumindest in der katholischen Kirche dieses Amt lediglich als eine Vorstufe zum Priesteramt wahrgenommen. Damit verbunden war (und ist auch noch für heutige Priesteramtskandidaten) die Verpflichtung zum Zölibat, also zur Ehelosigkeit.