Schönborn sieht Vorteil in Kirche ohne Macht

Kardinal Christoph Schönborn.
Kardinal Christoph Schönborn.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Christen seien in der Geschichte für politische Zwecke missbraucht worden.

Wien. Man kann Kardinal Christoph Schönborn vorwerfen, die Marginalisierung des Christentums schönzureden. Oder aber man kann seine Rede beim traditionellen ökumenischen Empfang am Dienstagabend als interessanten Debattenbeitrag sehen.

Eine „Marginalisierung der Kirchen, die oft wehtut“, habe diese an den Rand gerückt, konstatierte der Wiener Erzbischof vor den Spitzen der christlichen Gemeinschaften in seinem Palais nächst Sankt Stephan. Er erkenne darin aber auch einen tieferen Sinn. So seien die Kirchen jetzt näher dort, wo Jesus Christus selbst gewesen sei, am Rand.

Für die Kirchen könne der Machtverlust daher auch als „gnadenhafte Zeit“ begriffen werden. Denn, so der Kardinal weiter: „Das Zeugnis des Evangeliums bekommt aus dieser Machtlosigkeit seine volle Kraft.“
Der Machtverlust der christlichen Kirchen sei auch eine Chance für die Ökumene. Dankbar könnten die christlichen Kirchen feststellen, dass sie friedlich miteinander leben.

Frieden selbstverständlich?

Dies sei im Rückblick keine Selbstverständlichkeit, zumal jede Kirche von anderen Kirchen in der Vergangenheit verfolgt worden sei und selbst verfolgt habe. Im Hintergrund sei meist eine weltliche Macht gestanden, die Christen für politische Zwecke missbraucht habe, erklärte Schönborn.

Vor dem ökumenischen Empfang wurde eine orthodoxe Vesper in der griechisch-orthodoxen Kathedrale in der Wiener Innenstadt gefeiert. Eingeladen hatte der griechisch-orthodoxe Erzbischof, Metropolit Arsenios (Kardamakis). Unter den Mitfeiernden waren auch der evangelische Bischof Michael Bünker, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld sowie der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin. (red./KAP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2019)

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