Helmut Schüller, Kopf der reformorientierten Pfarrer-Initiative, über die Gründe von Missbrauch und den Widerstand der Kurie gegen den Papst.
Die Presse: Keine 48 Stunden nach dem Missbrauchsgipfel wird publik, dass der Ex-Finanzchef des Vatikans Kardinal George Pell in Melbourne wegen sexuellen Missbrauchs eines 13-Jährigen verurteilt wurde. Hört es denn nie auf?
Helmut Schüller: Da wird sicher noch vieles hochkommen. Bemerkenswert ist, dass der Papst keinerlei Versuche gemacht hat, Kardinal Pell im Vatikan zu schützen. Er wurde beauftragt, sich dem Gericht in Australien (wo die Taten begangen wurden; Anm.) zu stellen. Das ist ein Unterschied zu früheren Zeiten, in denen Würdenträger, die sich etwas zuschulden haben kommen lassen, sich der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht gestellt haben. Insofern kann man darin einen gar nicht so kleinen kulturellen Wandel sehen.