In einem Brief an den Papst-Botschafter schreibt ein jahrelanger wichtiger enger Mitarbeiter, „dass dieser Bischof fortgesetzt Ansehen und Glaubwürdigkeit der Kirche großen und nachhaltigen Schaden zufügt“.
Es darf angenommen werden, dass der päpstliche Chefermittler Franz Lackner nicht einmal in Ansätzen geahnt hat, was alles auf ihn zukommen wird. Was seinem Mitbruder Alois Schwarz alles vorgeworfen wird – und in welcher Intensität beziehungsweise persönlicher Betroffenheit. Mit vielen Papieren ausgestattet, den Protokollen unzähliger Gespräche und von der Diözese Gurk-Klagenfurt beigestellten Dokumenten, Briefen und Eingaben arbeitet das Team rund um den apostolischen Visitator Erzbischof Franz Lackner, so die kirchenrechtlich korrekte Bezeichnung, am Endbericht, der nach Rom geht.
Vorgänge aus nächster Nähe erlebt
Von besonderer Brisanz ist das Schreiben eines langjährigen früheren kirchlichen Angestellten, eines seinerzeit engen Mitarbeiters von Bischof Alois Schwarz, eines Mannes, der die Vorgänge im Kärntner Bischofshaus nicht vom Hörensagen gekannt hat, sondern aus nächster Nähe selbst erlebt und erduldet hat: Franz Zlanabitnig. Er war insgesamt 25 Jahre in Kärnten Bischofssekretär, zuerst unter Egon Kapellari, danach eben unter dessen Nachfolger Schwarz. Bis er 2008 auf eigenen Wunsch plötzlich den Dienst quittierte. Der Brief an den Nuntius, der nun dem Visitationsteam vorliegt, gibt Einblicke in seine Beweggründe.
Dem (mittlerweile pensionierten) Papst-Botschafter Peter Stephan Zurbriggen schreibt der Ex-Bischofssekretär im Jahr 2015 wörtlich, er sei zur Überzeugung gekommen, „dass dieser Bischof durch sein Verhalten fortgesetzt dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Kirche einen großen und nachhaltigen Schaden zufügt“.
Bischof Alois Schwarz, der im Frühjahr 2018 ohne öffentliche Begründung für Außenstehende zunächst überraschend von Klagenfurt nach St. Pölten versetzt wurde, wird vorgeworfen, eine enge Vertraute von ihm habe de facto die Diözese geführt. Mehr noch: Der interimistische Leiter der derzeit noch immer bischofslosen Diözese, Engelbert Guggenberger, der selbst als episkopal galt, erklärte öffentlich, Schwarz sei im Zusammenhang mit dem Zölibat „erpressbar“ gewesen.