Der Dreikampf um das evangelische Bischofsamt

Als ehemaliger Direktor der Diakonie ist Michael Chalupka der bekannteste Kandidat.
Als ehemaliger Direktor der Diakonie ist Michael Chalupka der bekannteste Kandidat.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Chalupka will ein „Zeichen der Regierung“, Sauer sieht sich als „Übergangslösung“ und Hochmeir möchte die Lager wieder einen.

Wien. Seit 2008 ist Michael Bünker Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich. Da er mit 26. April das Pensionsalter von 65 Jahren erreicht und seine Amtszeit von zwölf Jahren ausgeschöpft hat, muss nun ein Nachfolger – es gibt drei Kandidaten dafür – gewählt werden. Dies geschieht bei einer Synode am 4. Mai in Wien. Und diese Wahl steht unter dem Eindruck des Streits mit der Regierung um den Feiertag am Karfreitag und des innerkonfessionellen Konflikts um die Öffnung der Ehe für Homosexuelle.

Chalupka: Der Bekannteste

Als ehemaliger Direktor der Diakonie ist Michael Chalupka der bekannteste Kandidat. „Wir sollten uns nicht kleiner machen als wir sind“, meint er. Etwa auch in Bezug auf die Karfreitagsdebatte. Hier erwarte er sich noch ein Zeichen der Regierung. Dem „Ruf“ aus den Diözesen sei er, Chalupka, gern gefolgt. Im Burgenland, in der Steiermark, in Salzburg, Tirol und Wien war er als Kandidat für die Nachfolge von Bischof Michael Bünker aufgestellt worden. Dabei kommt Chalupka zugute, dass er die Kirche auf sehr verschiedene Weisen kennt, wie er betont: aus den Pfarrgemeinden, dem Bildungsbereich und der Diakonie heraus. Zur Entscheidung der evangelischen Synode, dass künftig auch homosexuelle Paare gesegnet werden können, steht Chalupka. Der 58 Jahre alte gebürtige Grazer will die Bedeutung der evangelischen Kirche wieder hervorheben, insbesondere in einer „säkularer werdenden Welt“. Protestanten hätten gelernt, in ihrer Minderheiten-Struktur im Pluralismus zu leben.

Sauer: Der Superintendent

Erster Herausforderer Chalupkas ist Manfred Sauer (58), evangelischer Superintendent in Kärnten. Ihm sei klar, dass er aufgrund seines Alters ein „Übergangskandidat“ wäre. Die Evangelischen sollten jedenfalls nicht als Christen zweiter Klasse gesehen werden. „Wir sind aber eine Minderheit. In Kärnten ist es etwas besser, weil hier die Zahl der Evangelischen doch bei zehn Prozent liegt.“ Kritik übt er an Kanzler Sebastian Kurz wegen des Karfreitags: „Die Aussage von Kurz, dass davon ja nur vier Prozent betroffen sind, hat große Irritation ausgelöst, das ist zynisch und herablassend.“ Man werde weiter um den Karfreitag als Feiertag kämpfen, er unterstütze auch die geplante Verfassungsklage voll und ganz. Auch die Gleichstellung von homosexuellen Paaren bei der Ehe trage er mit. Er spreche sich klar dafür aus, die Segnung während des Gottesdienstes zu gewähren. Er halte die getroffene Regelung, dass Pfarrgemeinden selbst entscheiden können, ob sie homosexuelle Paare gleichstellen, für gut.

Hochmeir: Der Außenseiter

Der Dritte und Jüngste im Bunde mit Außenseiterchancen ist der oberösterreichische Pfarrer Andreas Hochmeir (44). Er will nach der intern heftig geführten Diskussion um die Segnung homosexueller Paare die Lager in seiner Kirche wieder einen. „Ich stehe zu dem, was beschlossen wurde. Nun ist es wichtig, den Beschluss in die Praxis umzusetzen.“ In Hochmeirs Diözese in Oberösterreich hat sich sich eine Mehrheit der Gemeinden gegen eine Öffnung der Ehe für Homosexuelle ausgesprochen. Teile der oberösterreichischen evangelischen Gemeinden sollen rund um die Frage gar mit einer Abspaltung gedroht haben. Hochmeir selbst gibt zu, dass die „aufgewühlte“ Diskussion das Vertrauen zum Teil erschüttert habe. Dieses will er wieder gewinnen. Hochmeir will im Fall seiner Wahl der evangelisch-lutherischen Kirche wieder „Gesicht und Stimme geben“. Dabei gelte es auch nach innen zu wirken „angesichts des Mitgliederrückgangs, des Relevanzverlustes des Glaubens und angesichts finanzieller und personeller Herausforderungen.“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2019)

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