Freiburger Erzbischof Zollitsch wird Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Sein Sprecher Robert Eberle sagte, es gebe keinen Anlass für einen Rücktritt.
Freiburg (ag.). Die Staatsanwaltschaft Freiburg (Baden-Württemberg) hat in der Nacht auf Donnerstag bestätigt, dass gegen den Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wegen Beihilfe zum sexuellem Missbrauch von Kindern ermittelt wird. So soll es in der Erzdiözese Freiburg, die der 71-Jährige seit 2003 leitet, bekannt gewesen sein, dass ein Pater einst sexuelle Übergriffe begangen hat.
Zollitsch ist bis zum Wochenende auf Kur und wollte sich nicht äußern. Sein Sprecher Robert Eberle sagte, es gebe keinen Anlass für einen Rücktritt. Zollitsch soll 1987 als Personalreferent der Erzdiözese veranlasst haben, dass ein Pater, der wegen Missbrauchs an Jugendlichen in den 1960ern vorbelastet war, im Kloster Birnau am Bodensee angestellt wurde. Der Fall ist juristisch komplex, weil für den Pater kirchenrechtlich nicht das Erzbistum Freiburg, sondern die Zisterzienserabtei Mehrerau in Bregenz (Vorarlberg) zuständig war. Ob das auch nach weltlichem Recht gilt, prüft die Staatsanwaltschaft.
Sache der Zisterzienser?
Eberle sagte, Zollitsch habe erst 2006 von den Missbrauchsfällen erfahren. Überhaupt sei der Zisterzienserorden bzw. dessen Abt in Birnau allein für Personalentscheidungen innerhalb seines Territoriums zuständig.
Zollitsch hat sich zuletzt mehrfach für den vielfachen Missbrauch von Kindern durch Geistliche entschuldigt und den Augsburger Bischof Walter Mixa, gegen den wegen Missbrauchs ermittelt wurde, zum Rücktritt gezwungen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2010)