Mord an türkischem Bischof: Papst-Attentat geplant?

Bischof Luigi Padovese
Bischof Luigi Padovese(c) EPA (Anil Bagrik/anatolian Agency)
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Der Mörder wollte gemeinsam mit dem Bischof zur Papst-Visite auf Zypern reisen. Es gebe Hinweise auf Attentatspläne, berichten Medien. Der Täter habe nicht allein gehandelt, heißt es.

Nach dem Mord an dem italienischen Bischof Luigi Padovese in der türkischen Stadt Iskenderun ist Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben worden. Der 26-jährige Murat Altun, Chauffeur des Geistlichen, habe die Tat gestanden, erklärte sein Anwalt Cihan Önal laut türkischen Medienberichten. Der tatverdächtige Fahrer und Leibwächter des Bischofs sagte laut Medienberichten im Polizeiverhör, er sei mit der Tat einer religiösen Eingebung gefolgt. Sein Anwalt unterstrich, Altun sei geistig gestört.

An dieser Version mehren sich nun aber Zweifel: Italienischen und spanischen Presseberichten zufolge soll der Täter nicht allein und aus religiösen Motiven gehandelt haben. Zudem gibt es Hinweise, dass Altun auf Zypern ein Attentat auf Papst Benedikt XVI. geplant haben könnte.

Rätseln um Flugstornierung

Wie die spanische Zeitung "El Pais" schreibt, hatte Padovese, der aus Italien stammende Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz, nur wenige Stunden vor seiner Abreise nach Zypern seinen Flug und den seines muslimischen Chauffeurs Altun storniert. Padovese hätte einer Einladung von Papst Benedikt XVI. folgen sollen, der alle Bischöfe der Region zu einer Vorbereitungsmesse für eine Sondersynode für den Nahen Osten nach Zypern eingeladen hatte.

Der Vatikan-Kenner Filippo di Giacomo meinte dazu, Padovese sei sich offenbar der Gefahr bewusst gewesen, die von Altun ausgehe. Er habe daher riskiert, "selbst zum Opfer zu werden, um eine größere Tragödie zu verhindern, also ein Attentat auf den Papst". Auch in der katholischen Gemeinde in der Türkei gab die Stornierung des Zypern-Flugs Anlass zu Spekulationen. Vielleicht wollte sich Altun dafür rächen, dass er nicht an den Papst herankommen konnte.

Mehrere Täter?

Zudem gibt es Behauptungen, dass der Täter nicht allein war, als er Padovese mit 20 Messerstichen ermordete. Altun soll nach Angaben von Augenzeugen und katholischen Würdenträgern in der Türkei in Begleitung von ein oder zwei Personen in das Privathaus Padoveses in Iskenderun eingedrungen sein.

Wie der Erzbischof von Smyrna (Izmir), Ruggero Franceschini, gegenüber der italienischen Zeitung "La Stampa" erklärte, glaube nunmehr selbst die Polizei, dass der Bischof von "mindestens zwei Personen" ermordet wurde. Augenzeugen berichteten, der Mörder habe eine kugelsichere Weste getragen und sei von der Militärpolizei - und nicht von regulären Sicherheitsbeamten - verhaftet worden.

(Ag.)

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