Papst bittet um Vergebung für Missbrauch von „Kleinen“

Papst bittet Vergebung fuer
Papst bittet Vergebung fuer(c) AP (ANDREW MEDICHINI)
  • Drucken

Benedikt XVI. kündigt Strafe für „sündige Priester“ an. Die Kirche sehe „das Geschehene dankbar als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet.“, so Benedikt XVI. weiter.

ROM. Benedikt XVI. spricht deutliche Worte. Bei einer Messe vor etwa 15.000 Priestern aus aller Welt sagte er am Donnerstagabend in Rom, der „Missbrauch der Kleinen“ durch Kleriker habe das Priestertum als „Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt“. „Wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen.“ Benedikt fügte hinzu, die Kirche sehe „das Geschehene dankbar als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet.“

Der Papst kündigte an, „sündige Priester“ auch zu bestrafen. Wie ein Hirt seinen Stock „gegen wilde Tiere und Räuber“ einsetze, so „kann für die Kirche der Gebrauch des Stockes ein Dienst der Liebe sein“, sagte Benedikt: „Wir sehen heute, dass es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird.“

Mit der festlichen, ihrer Stimmung nach geradezu fröhlich-gelösten Messe auf dem Petersplatz beendete der Papst das „Priesterjahr“, das er 2009 ausgerufen hatte, um den Wert des „in der Kirche durch nichts zu ersetzenden Priestertums“ zu unterstreichen und die 408.000 geweihten Amtsträger in aller Welt neu zu motivieren. Offiziell angemeldet waren 9700 Seelsorger, die Hälfte von ihnen aus Italien. Aus Österreich nahm eine Delegation aus rund 130 Priestern teil, angeführt vom St. Pöltner Bischof Klaus Küng.

Zölibat bleibt unangetastet

Italienische und vatikanische Bischöfe versuchten zuerst, das Priestertreffen zu einer Art politischen Solidaritätskundgebung für den in den Missbrauchsskandalen „zu Unrecht attackierten, verfolgten Papst“ umzufunktionieren; der Demonstrationscharakter blieb am Ende jedoch weit hinter der geistlichen Atmosphäre des dreitägigen Treffens zurück. In einer straff durchgeplanten, auf schöne Bilder bedachten Regie unterblieben auch peinliche Auftritte wie jene „Grußadresse“ des Kardinaldekans Angelo Sodano, der beim Ostergottesdienst die Missbrauchsberichte als „Geschwätz des Augenblicks“ abgetan hatte.

Wie alle Prediger unterstrich auch der von den Priestern umjubelte Benedikt XVI. eindringlich und mehrfach den Wert des Zölibats. Die für Priester verpflichtende Ehelosigkeit sei ein Bild für die Treue Gottes zu seinem Volk und für das uneingeschränkte „Ergriffensein von Jesus“. In den Augen einer Welt, die nur in der Gegenwart lebe, sei der Zölibat „ein Skandal“, der „verschwinden“ solle; für die Kirche sei die Ehelosigkeit das Zeichen eines „ganz auf Gott gestellten Lebens“; er werde jedoch verdunkelt durch „zweitrangige Skandale, die unserer Unzulänglichkeit und der Sünde entspringen“: „Wir müssen Gott bitten, uns davon freizumachen.“

Auch am Donnerstagabend, als er aus dem Stegreif auf Fragen der Teilnehmer antwortete, lehnte Papst Benedikt eine Reform des Priestertums ab. Er sagte, man dürfe dieses Amt „nicht zu einem Beruf wie jeder andere machen wollen“. Auf Klagen eines Teilnehmers, die Zahl der Priester nehme stark ab, sagte Benedikt lediglich, dann müsse man eben „umso energischer bei Gott um neue Berufungen anklopfen“. Speziell die deutschsprachigen Priester rief Benedikt „zur Einheit mit dem Papst“ auf: „Ohne Zusammenhalt gibt es keinen Fortschritt. Wenn wir miteinander verbunden bleiben, können uns die Winde des Augenblicks nicht verbiegen oder brechen.“ Kommentar, Seite 33

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Bischof Walter Mixa
Religion

Missbrauchsvorwürfe: Bischof Mixa ins Frauenkloster

Der zurückgetretene Bischof von Augsburg wird seinen Ruhestand bei den Franziskanerinnen verbringen, allerdings ohne seelsorgerische Aufgaben. Indes wurden die Ermittlungen gegen Erzbischof Zollitsch eingestellt.
Papst Benedikt XVI
Religion

USA: Papst laisierte Priester wegen Kindesmissbrauchs

Der Geistliche aus dem US-Staat Ohio hat in den 70er Jahren einen Teenager missbraucht und dies nach entsprechenden Vorwürfen gestanden. Die Taten sind mittlerweile verjährt.
Wien

Missbrauch: Ruf nach Volksbegehren

Opferplattform pocht weiter auf neue Kommission, da die Politik bisher noch keine unabhängige staatliche Kommission zur Aufarbeitung der gegen kirchliche Einrichtungen erhobenen Missbrauchsvorwürfe eingerichtet hat.
Österreich

Missbrauch: Gewaltvorwürfe in weltlichen Heimen

Körperliche und sexuelle Gewalt: Anzeigen bei Staatsanwaltschaft geplant. Man müsse damit rechnen, dass die Zahl der Fälle in den kommenden Monaten rasch ansteigt: "Es handelt sich ja nicht um Einzelfälle."
Missbrauch Verfahren sechs Bundeslaendern
Religion

Missbrauch: Verfahren in sechs Bundesländern

lediglich an Staatsanwaltschaften im Burgenland, in Niederösterreich und in Kärnten laufen aktuell keine Verfahren wegen Missbrauchsvorwürfen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.