Neuer Wirbel um Ex-Bischof: Mixa zurück im Palais

Bischof Mixa
Bischof Mixa (c) EPA (Karl Josef Hildenbrand)
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Der ehemalige Augsburger Bischof ist wieder in seiner alten Wohnung - eine Anmaßung, heißt es aus Kirchenkreisen. Mixa nahm erstmals zu seinem Rücktritt Stellung: Er sei enttäuscht von den Verantwortlichen.

Zwei Monate nach seinem Rücktrittsgesuch sorgt der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa erneut für Wirbel: In Zeitungsinterviews zeigte er sich "enttäuscht" von den Verantwortlichen". Die Missbrauchsanzeige gegen ihn hätte man sich ersparen können. Und seit Samstagabend wohnt er wieder in seiner Wohnung im Augsburger Bischofspalais.

In Augsburger Kirchenkreisen wurde Mixas Rückkehr als Akt der Anmaßung empfunden, wie ein hochrangiger Bistumsvertreter der "Augsburger Allgemeinen" sagte. Als emeritierter Bischof habe Mixa kein Hausrecht mehr und müsse sich die Erlaubnis des Diözesanadministrators Weihbischof Josef Grünwald einholen. Es sei unklar ist, ob dies bereits erfolgt sei. Sein Augsburger Rechtsanwalt sagte der Zeitung auf die Frage, wie lange Mixa bleiben werde, dass dies seine Entscheidung sei: "Er wohnt nach wie vor hier, zelten kann er nicht."

"Mit der Beruhigung ist es wieder vorbei"

Mit Kopfschütteln reagierte man auch bei der Reformbewegung "Wir sind Kirche" auf Mixas Rückkehr in das Bischofspalais. Damit lasse Mixa erneut jedes Fingerspitzengefühl vermissen, sagt "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner. Mixas Rückkehr erschwere die dringend nötige Beruhigung der Lage im Bistum Augsburg.

Der oberste Laienvertreter des Bistums, der Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold, sagte dem DAPD, er habe Verständnis dafür, dass Mixa vorübergehend in seine alte Wohnung komme, um dort in aller Stille persönliche Dinge in Ordnung zu bringen und nach einer neuen Bleibe zu suchen. Dies müsse man ihm aus Menschlichkeit zubilligen. Die neue Bleibe sollte Mangolds Meinung nach aber möglichst nicht in Augsburg sein. Aber auch Mangold sagte: "Mit der Beruhigung im Bistum ist es jetzt wieder vorbei. Das ist ganz schlimm." In Anrufen hätten ihm etliche empörte Katholiken gesagt: "Das geht doch nicht."

Bistum: Keine kircheninterne Intrige

Mixa hatte am 21. April nach Prügel- und Untreuevorwürfen bei Papst Benedikt XVI. um seine Entlassung gebeten, die offiziell am 8.  Mai angenommen wurde. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen weiter.

Das Bistum wies Berichte zurück, Mixa sei das Opfer einer kircheninternen Intrige geworden und äußerte sich erstmals zu den näheren Umständen des Rücktritts. Weihbischof Anton Losinger berichtete in der "Augsburger Allgemeinen" erstmals über den Ablauf des Rücktritts: Die Mitglieder der Bistumsleitung hätten Mixa am 21.  April mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diözese konfrontiert, mit dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte und damit, dass selbst standfeste Stadtpfarrer Mixa in ihren Sonntagspredigten Lügen vorgeworfen hatten. Der Bischof habe daraufhin gesagt: "Wenn das so ist, müsste ich ja zurücktreten", zitierte Losinger den Bischof. "Und niemand hat ihm davon abgeraten."

Mixa: Anzeige verzichtbar

Mixa hat sich in einem Zeitungs-Interview vom Wochenende erstmals zu dem Anfang Mai vorgebrachten Missbrauchsverdacht gegen seine Person geäußert. "Hätte man mit dem jungen Mann gesprochen, hätte sich sofort herausgestellt, dass es kein Opfer gibt, und sich eine Anzeige ersparen können", sagte Mixa in der aktuellen Ausgabe der deutschen Zeitung "Welt am Sonntag" mit Blick auf das vermeintliche Missbrauchsopfer. Die Ingolstädter Staatsanwaltschaft hatte Mitte Mai nach wenigen Tagen die aufgrund einer kirchlichen Anzeige aufgenommenen Ermittlungen mangels Tatverdacht eingestellt.

Zugleich äußerte sich Mixa wörtlich "enttäuscht über das Verhalten der Verantwortlichen in der Kirche für diese Affäre". Die "Welt am Sonntag" berichtete unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse, dass die falsche Anschuldigung gegen Mixa lediglich auf einer acht Sätze langen Notiz des Bistums Augsburg beruhe, die außer Mutmaßungen keinen Hinweis auf eine Straftat enthalte. Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger habe dieses Papier am 3. Mai persönlich dem Münchner Generalstaatsanwalt übergeben.

Mixas Anwalt Gerhard Decker bezeichnete die Anzeige gegenüber der Zeitung als "Ansammlung von Banalitäten", die jeder "als Unsinn erkenne". Einen Missbrauchsverdacht habe man daraus nicht begründen können. Losinger verteidigte dagegen in der "Welt am Sonntag" sein Vorgehen, das "die volle Unterstützung der Bayerischen und der Deutschen Bischofskonferenz" habe. Das Bistum Augsburg sei verpflichtet gewesen, die Vorwürfe im Sinne einer neutralen Aufklärung der Staatsanwaltschaft zu übergeben.

(Ag.)

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