In ihrem Gutachten über den Umgang der Jesuiten mit Missbrauchsvorwürfen wirft die Ex-Ministerin Andrea Fischer schwere Fehler vor. "Zu keiner Zeit wurde an die Kinder gedacht", heißt es in dem Bericht.
Nach dem Missbrauchsskandal in mehreren Jesuiten-Schulen in Deutschland wird dem Orden in einem neuen Gutachten völliges Versagen vorgeworfen. Das von den Jesuiten selbst am Montag veröffentlichte Papier wurde von der ehemaligen deutschen Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) erstellt.
"Der Jesuitenorden hat in den hier diskutierten Fällen sexuellen Missbrauchs als pädagogische Institution und als moralische Autorität versagt", heißt es in dem Gutachten. Dabei hätten die Verantwortlichen hinreichend Informationen zum Handeln gehabt: "Zu keiner Zeit wurde an die Kinder und Jugendlichen gedacht und Sorge getragen, ihnen zu helfen."
In ihrem Gutachten bescheinigt Fischer dem Orden laut Kathpress allerdings, dass er "ein aufrichtiges Interesse daran zeigt, dass die Aufklärung erfolgt und dass keine Ergebnisse verschwiegen werden, mögen sie auch noch so unangenehm sein".
Fischer war von dem Orden beauftragt worden, zu untersuchen, welche Konsequenzen die Jesuiten aus den Missbrauchsfällen ziehen müssen. So sollten sie etwa die Ausbildung ihrer Lehrer überprüfen und alle Lehrer so ausbilden, dass sie wüssten, wie sie mit Klagen von Kindern über Missbrauchserlebnisse umgehen müssten. Zudem empfiehlt Fischer dem Orden, nicht auf die Ergebnisse des von der Bundesregierung eingesetzten Runden Tisches zu warten, sondern "nach einem eigenen Weg" für Entschädigungsverfahren zu suchen.
(Ag.)