Zweifel an Heiligen-Reliquien: "Verfluchtes Volk"

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Zweifel HeiligenReliquien Verfluchtes Volk(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der bulgarische Minister beschimpft Wissenschafter, weil sie daran zweifeln, dass die in seiner Heimatstadt gefundenen angeblichen Reliquien von Johannes dem Täufer echt sind.

Der bekannte bulgarische Historiker und für Auslandsbulgaren zuständige Minister Boschidar Dimitrow hat diverse Wissenschaftler und Archäologie-Kollegen als "verfluchtes Volk" bezeichnet. Grund für die verbale Ausschweifung Dimitrows waren Äußerungen von Wissenschaftern, die die Herkunft der kürzlich an der bulgarischen Schwarzmeerküste gefundenen, angeblich von Johannes dem Täufer stammenden Reliquien infrage gestellt hatten, berichteten Medien am Montag. Dimitrow hatte kurze Zeit nach dem Fund in seiner Geburtsstadt Sozopol am 28. Juli die Reliquien aufgrund der Inschrift "Heiliger Johannes" sofort dem Täufer Christi zugeordnet.

"Ich kann sie nicht verstehen, diese verfluchten Kollegen, dieses verfluchte Volk!", hatte Dimitrow ausgerufen. Im privaten Fernsehsender bTV erklärte der Minister am Montag allerdings, dass er nicht das bulgarische Volk, sondern nur seine Kollegen gemeint habe. Entschuldigen wolle er sich nicht. Dimitrow wünsche sich zudem, dass seine Geburtsstadt an der Schwarzmeerküste künftig ein Pilgerort werde, und könne "diesen Neid" seiner Kollegen nicht verstehen. Die wertvolle Reliquie werde viele Pilger an die bulgarische Schwarzmeerküste südlich von Burgas locken. Das Städtchen Sozopol im Südosten des Landes ist vor allem wegen seines pittoresken Ortsbildes bereits heute ein beliebter Ferienort.

Der Historiker war bereits in der Vergangenheit wegen seiner Ausdrucksweise scharf kritisiert worden. Dimitrow hatte im Vorjahr eine "letzte Verwarnung" von Premier Bojko Borissow erhalten, nachdem er mit seiner Forderung nach 20 Milliarden US-Dollar (15,1 Mrd. Euro) Entschädigung von der Türkei für verlorene Territorien einen diplomatischen Skandal verursacht hatte.

(Ag.)

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