Geheimnisverrat im Vatikan: Fünf Kardinäle befragt

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Symbolbild Vatikan(c) Reuters (POOL)
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Weitere Festnahmen in der Affäre werden im Vatikan nicht ausgeschlossen. Der Papst verfolgt eine Strategie der vollen Transparenz.

Auf der Suche nach den Auftraggebern im Enthüllungsskandal im Vatikan hat eine vom Papst eingesetzte Untersuchungskommission fünf Kardinäle befragt, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. Gegen die Kardinäle laufen jedoch keine Ermittlungen. Weitere Festnahmen in der Affäre werden im Vatikan nicht ausgeschlossen. "Der Papst verfolgt eine Strategie der vollen Transparenz. Er ist sich der heiklen Situation bewusst, die die römische Kurie erlebt", kommentierte der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, nach Angaben italienischer Medien.

Der beschuldigte Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, der am Donnerstag im Zuge eines seit Wochen schwelenden Enthüllungsskandals festgenommen worden war, befindet sich weiterhin in einer Zelle im Vatikan. Nach Angaben seiner Rechtsanwälte Carlo Fusco und Cristiana Arru habe er sich zur Zusammenarbeit mit den vatikanischen Ermittlern entschlossen.

Die Weitergabe vertraulicher Informationen beschäftigt den Heiligen Stuhl, seitdem der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi angebliche Geheimdokumente aus dem Vatikan veröffentlicht hat. In einem Buch mit dem Titel "Sua Santita" (Seine Heiligkeit) publizierte er nach eigenen Angaben "Geheimpapiere von Benedikt XVI.". Dazu gehören Briefe und Faxe sowie Gesprächsvorlagen für den Papst. Unter anderem wurde ein internes Vatikan-Memorandum für ein Treffen des Kirchenoberhauptes mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano abgedruckt.

"Im Vatikan ist nicht nur ein Krieg zwischen rivalisierenden Gruppen von Kardinälen im Gange. Hier geht es um eine tiefgründigere Frage. Der Unmut gegen die Untransparenz des Systems wächst. Auch die Ermittlungen gegen Gabriele sind absolut geheimnisumwoben. In Italien darf niemand länger als 72 Stunden lang inhaftiert werden, ohne dass die Vorwürfe offizielle bekanntgegeben werden", kommentierte Nuzzi.

"Wenn man in einem westlichen Land eine Person verhaften würde, weil sie den Medien wahre Informationen vermittelt hat, würden sofort Unterschriftensammlungen für ihre Befreiung beginnen. Das geschieht leider nicht im Vatikan", sagte Nuzzi. Hintergrund des Enthüllungsskandals sei eine Kampagne gegen den vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone. Nuzzi zeigte sich mit Gabriele und seine Familie solidarisch.

(Ag.)

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