Blondes Haar, blaue Augen, Sommersprossen: In Amerika dürfte man Föten nach erwünschten Merkmalen selektieren. Nach dem Geschlecht tut man das bereits.
Die Meldung ging vor vier Jahren um die Welt: Eine Gebärklinik in Kalifornien bot erstmals an, Babys nach Maß anzufertigen. „Kosmetische Medizin“ nannte Jeffrey Steinberg, der Leiter von „Fertility Institutes“, seine neue Dienstleistung. Er wollte Eizellen einige Tage nach ihrer Befruchtung in der Petrischale auf bestimmte genetische Merkmale untersuchen, die mit der Farbe von Haar, Haut und Augen korrelieren. So ließen sich Föten mit den von den Eltern gewünschten Merkmalen selektieren, jubelte Steinberg, der 1978 als junger Arzt an der Geburt von Louise Brown beteiligt war, dem ersten Kind, das durch künstliche Befruchtung außerhalb des Mutterleibes gezeugt worden war.
Ein Aufschrei der Empörung allerdings zwang Steinberg dazu, schon nach wenigen Tagen zurückzuziehen. Wesentlich leiser ist der Widerstand der Amerikaner, wenn es um die Prognose (und gezielte Auswahl) des Geschlechts wenige Tage alter Föten in der Petrischale geht. „Dafür gibt es heute keine rechtlichen Grenzen“, sagt der Medizinrechtler George J. Annas von der Boston University. Der US-Kongress habe auch keine Absicht, dieses heiße Eisen anzugreifen und bundesweite Vorschriften für „Designer-Babys“ zu schaffen. Dazu müsste er definieren, wer über die Embryonen verfügen darf: Spenderin, Leihmutter oder Auftraggeber. Und das würde erfordern, das Wesen des Embryos rechtlich zu definieren – womit man mitten in der Abtreibungsdebatte wäre.
Eine Debatte, der sich Steinbergs Klinik zu entziehen versucht, wenn es um die Geschlechterselektion geht: „Möglichkeiten werden angeboten, die übrigen Embryos zu entsorgen“, heißt es auf der Homepage.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2013)