Die Weltgesundheitsorganisation ruft zur Dringlichkeitssitzung. 4180 Fälle der Schädelfehlbildung Mikrozephalie wurden seit vergangenem Jahr festgestellt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des vor allem in Südamerika grassierenden Zika-Virus eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die Epidemie verbreite sich "explosionsartig" auf dem amerikanischen Kontinent, erklärte WHO-Chefin Margaret Chan am Donnerstag in Genf.
Daher sei für kommenden Montag eine Dringlichkeitssitzung angesetzt worden. Ihre Organisation sei besonders besorgt über eine mögliche weltweite Ausbreitung des Virus. Die WHO erwartet drei bis vier Millionen Fälle weltweit.
Brasilien schickt Soldaten aus
Das brasilianische Militär will mit einer Großoffensive die Moskitoart Aedes aegypti bekämpfen, die den sich rasant ausbreitenden Zika-Virus überträgt. Verteidigungsminister Aldo Rebelo betonte am Mittwochabend bei der Vorstellung des Programms: "Wir müssen alle Kräfte des Staates und der Gesellschaft bündeln." Bisher wurden in Brasilien seit vergangenem Jahr schon 4.180 Fälle von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) festgestellt - 68 Babys starben bisher.
In 356 Städten und Gemeinden sowie tausenden Schulen soll über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. 160.000 Soldaten, 30.000 Mitglieder der Marine und 30.000 Militärs der Luftwaffe sollen eingesetzt werden. In dem Land gibt es über eine halbe Millionen Infektionen mit dem Virus, der im Verdacht steht, bei der Infizierung von Schwangeren schwere Fehlbildungen bei deren Babys auszulösen. Für die direkte Bekämpfung der Moskitos mit Insektenschutzmitteln sollen rund 50.000 Soldaten eingesetzt werden.
Virus zuvor als harmlos angesehen
Das Gesundheitsministerium sieht einen klaren Zusammenhang zu dem zuvor kaum bekannten, ursprünglich aus Afrika stammenden Zika-Virus, das sich schon in über 20 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet hat. In Brasilien gibt es bereits zwölf Fälle, wo Schwangere, deren Kinder mit Schädelfehlbildungen geboren wurden, sich zuvor mit Zika infiziert hatten. Mikrozephalie führt meist wegen eines zu kleinen Gehirns zu geistiger Behinderung. Vor der starken Ausbreitung galt das Zika-Virus als eher harmlos - Symptome sind leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen.
Auch aus Nicaragua wurden nun die ersten zwei Zika-Fälle gemeldet, auch mehrere aus Lateinamerika zurückgekehrte deutsche Touristen haben sich infiziert. Bisher gibt es keinen Impfstoff, es gibt viele Unklarheiten. Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte für nächsten Dienstag ein Krisentreffen der Gesundheitsminister des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur an. Vor dem nächsten Woche beginnenden Karneval sollen auch in der Hauptveranstaltungsstätte, dem Sambadrom in Rio de Janeiro, die Moskitos mit Spezialmitteln bekämpft werden, damit keine Gefahr für die Besucher besteht, es werden bis zu eine Million Menschen zum Karneval erwartet.
(APA/dpa/AFP/Reuters)