Greenpeace präsentiert eigene Messungen vor Japans Küste. Die Strahlung verbreitet sich demnach auch über große Entfernungen vom Unglücks-AKW.
Die Kritik an den japanischen Behörden und ihrem Umgang mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima reißt nicht ab. Nun präsentierte die Umweltschutzorganisation Greenpeace aktuelle Messdaten die belegen, dass die Meeresalgen eine fünfzigfache Überschreitung der erlaubten Strahlengrenzwerte aufweisen.
Diese Ergebnisse ließen anhaltende, langfristige Risiken für Mensch und Umwelt durch kontaminiertes Meerwasser befürchten, hieß es in einer Aussendung.
Wieder radioaktives Wasser ausgetreten
Im havarierten Atomkraftwerk gibt es unterdessen neue Rückschläge: Aus einem Auffanggebäude tritt offenbar radioaktiv verseuchtes Wasser aus, wie der Betreiber Tepco am Donnerstag mitteilte.
Der Wasserstand dort sei gesunken. Somit besteht das Risiko, dass noch mehr kontaminiertes Wasser in den nahe gelegenen Pazifik und ins Grundwasser gelangt.
Um das Kernkraftwerk unter Kontrolle bekommen, wurden gewaltige Wassermengen zur Kühlung der drei betroffenen Reaktoren gepumpt. Sie wurden anschließend in einer improvisierten Speicheranlage aufbewahrt.
Hohe Strahlenwerte in Greenpeace-Proben
Bereits Anfang Mai hatte Greenpeace das Flagschiff der Organisation, die Rainbow Warrior, mit einem Team von Strahlenexperten nach Fukushima geschickt, um dort an der Küste und im Meer rund um das zerstörte Atomkraftwerk Messungen durchzuführen.
Dazu wurden Proben von Fischen und Schalentieren entlang der Küste und von Algen und Meerwasser außerhalb des japanischen Hoheitsgebietes entnommen. Detaillierte Analysen ergaben eine hohe radioaktive Jod-Kontamination und signifikant hohe radioaktive Cäsium-Werte in den Proben.
Kontamination breitet sich an Küste aus
Die neuen Ergebnisse zeigen nun, dass sich die Verunreinigungen auch über große Entfernungen vom Kernkraftwerk Fukushima verbreiten. "Entgegen der Behauptungen der japanischen Behörden nimmt die Strahlungsgefahr durch Verdünnung oder Dispersion der Materialien nicht ab. Die Konzentration von radioaktivem Jod, die wir im Seetang fanden, ist beunruhigend und zeigt, wie weit die Kontamination sich entlang der Küste ausbreitet. Mehrere Arten dieser Algen werden in Japan als Nahrungsmittel verwendet", erklärte Jan Van de Putte, Strahlenschutz-Experte von Greenpeace.
Bei den meisten Fischen und Schalentieren wurde in den stichprobenartigen Untersuchungen von Greenpeace festgestellt, dass die Radioaktivität über den Grenzwerten für Lebensmittel-Kontamination liegt. "Die Fischer an den Küstenorten und die Konsumenten brauchen dringend Informationen, wie sich die Radioaktivität auf ihr Leben, ihren Lebensunterhalt und die Ökosysteme, die ihre Lebensgrundlage bilden, auswirken wird - und vor allem, wie sie sich und ihre Familien vor weiterer Kontamination schützen können", sagte Wakao Hanaoka, Meeresexperte bei Greenpeace Japan.
(APA)