Hitze-Rekord aus 2003 dürfte fallen

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++ THEMENBILD ++ HITZE / WASSER / TRINKWASSER(c) GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk
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Mit dem Juni ist der Sommer ähnlich gestartet wie der Jahrhundert-Sommer, der vor 16 Jahren den Hitze-Rekord aufgestellt hat. Dieser dürfte fallen, die nächste Hitzewelle wartet schon.

Wien. Der Montag brachte eine kurze Verschnaufpause. Nach den Temperaturen jenseits von 35 Grad in der vergangenen Woche zeigten die Thermometer in Wien 27 Grad an – was kühler war als zuletzt, für die Jahreszeit im Durchschnitt aber trotzdem noch viel zu heiß. Ubimet-Meteorologe Martin Templin zur „Presse“: „Wir haben in der ersten Juni-Hälfte bei den Temperaturen hohe Abweichungen von vier bis fünf Grad.“

Und: „Bislang war es viel zu warm, überdurchschnittlich sonnig und deutlich zu trocken“, hält die Ubimet fest.

Hitzepole St. Pölten und Wien

Spitzenreiter der bisherigen Juni-Bilanz war St. Pölten. Dort lag die Temperatur um 5,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert. Normal für diese Jahreszeit sind in St. Pölten durchschnittlich angenehm kühle 17,5 Grad. Auch in Linz und Wien waren die bisherigen Juni-Tage mit 5,3 Grad bzw. 5,2 Grad über dem langjährigen Durchschnitt auf Rekordkurs. Dort liegen die durchschnittlichen Temperaturen in der ersten Juni-Hälfte bei (im Vergleich zur derzeitigen Wetterlage) 17,7 Grad bzw. 18,3 Grad.

Die Werte zeigen, dass sich die Hitze vor allem in Ostösterreich konzentriert hat. Denn der Westen bildet mit „nur“ 2,8 Grad über dem langjährigen Mittelwert das kühle Schlusslicht der österreichischen Landeshauptstädte.

Mit diesen Temperaturen befindet sich der heurige Juni auf dem Weg, einen neuen Hitzerekord in Österreich aufzustellen. Dieser stammt aus dem Juni 2003 mit einem österreichweiten Wert von 4,3 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. „Und zur Monatshälfte liegen wir bereits mehr als 4,5 Grad über dem langjährigen Mittel“, erklärt Templins Kollege Manfred Spatzierer. Die nächsten zwei Wochen würden darüber entscheiden ob dieser Juni Platz eins erreichen werde – was Templin als „sehr wahrscheinlich“ bezeichnet; auch wenn die Modelle noch nicht hundertprozentig klar sind.

„Es zeichnet sich bereits die nächste Hitzewelle ab“, meint der Meteorologe. Damit befindet sich dieser Juni auf den Spuren des Rekord-Junis, der einen Jahrhundertsommer eingeleitet hatte.

Neue Hitzewelle im Anmarsch

„Die neue Hitzewelle beginnt wahrscheinlich am nächsten Montag mit mehr als 30 Grad“, meint Templin: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die nächste Woche auch sehr schwül wird.“

Das löst eine weitere Reihe von Tropennächten aus, deren Anzahl für Juni nun ungewöhnlich ist. Von Tropennächten sprechen Meteorologen, wenn die Temperatur in der Nacht nicht unter 20 Grad sinkt. Dadurch können Wohnungen nicht richtig abkühlen, was sich auf die Qualität des Schlafes auswirkt. Dazu meint der Meteorologe: „Sicherlich spielt hier der Klimawandel herein.“ Wie groß der Anteil an der derzeitigen Situation ist, könne man aber nicht seriös sagen: „Fest steht aber, dass Hitzewellen nun häufiger auftreten als früher.“

Rekord auch bei Trockenheit

Einziger Hoffnungsschimmer für die hitzegeplagten Österreicher: Die heiße Luftströmung aus der Sahara, die für subtropische Temperaturen sorgt, könnte vermehrt Saharastaub transportieren. Ist das der Fall, reflektieren die Sandteile Sonnenstrahlen und die Hitze wird leicht abgemildert. Durch Gewitter ist jedenfalls keine Abkühlung in sicht. Denn Wärmegewitter gibt es nur punktuell.

Dazu verschärft die Trockenheit die Situation. „Österreich steuert auf den trockensten Juni der Messgeschichte zu“, hält die Ubimet fest. Dort registriert man ein Regendefizit von 80 Prozent in der ersten Junihälfte. „In der ersten Monatshälfte blieb flächendeckender Regen, mit Ausnahme Vorarlbergs, komplett aus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2019)

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