Mann vergewaltigt Frau in Wiener U-Bahn

Archivbild U6
Archivbild U6(c) Wiener Linien Helmer (Manfred Helmer)
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Der Täter setzte sich gegenüber einer 23-jährigen Frau in die U6, schlug zu und vergewaltigte sie. Weitere Fahrgäste waren nicht in dem Waggon.

Eine junge Frau wurde am Montagabend mitten in der Rush Hour in der Wiener U6 brutal vergewaltigt. Der Täter hatte die 23-Jährige bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und verging sich an ihr, bis ein anderer Fahrgast in den Waggon kam. Der Vergewaltiger flüchtete daraufhin, konnte von der Polizei Mittwochfrüh aber in Graz gefasst werden (>>mehr dazu hier). Trotz der Uhrzeit war der Mann zuvor mit seinem Opfer allein in der Garnitur gewesen.

Die junge Frau war gegen 18.15 Uhr in der Station Alt-Erlaa in den letzten Waggon des Zugs in Richtung Floridsdorf gestiegen. Hinter ihr kam ein Mann in den Waggon und setzte sich trotz der leeren Garnitur auf die ihr gegenüberliegenden Plätze. Kaum war der Zug losgefahren, streckte der Täter die Frau mit einem Faustschlag nieder und würgte sie. Nach beinahe vier Minuten war das Opfer bewusstlos.

Täter blieb drei Stationen lang ungestört

Der Mann zerrte die 23-Jährige in den hinteren Bereich des Waggons, wo er sich an ihr verging. Zwei Stationen lang kam kein einziger Fahrgast in den Waggon, der Vergewaltiger blieb bis zur Philadelphiabrücke (Meidling) ungestört. Auch die Videoüberwachung der Wiener Linien brachte laut Polizei keine Hinweise auf Zeugen des Verbrechens.

Als in dieser Station andere Menschen zustiegen, ließ er von seinem Opfer ab und flüchtete. Die Wiener Linien stellten den Ermittlern des Landeskriminalamtes Videomaterial zur Verfügung. Die Beamten forschten in der Obdachlosenszene nach und kamen sehr rasch auf einen Verdächtigen, der ihnen im übrigen nicht unbekannt war. Auch ein Foto des unterstandslosen Andreas Rene T. aus Vorarlberg bekamen sie.

Polizei warnt vor eigenmächtigem Vorgehen

Die Polizei schließt nicht aus, dass er bereits weitere ähnliche Straftaten begangen hat. Zeugen, allfällige weitere Opfer oder Hinweisgeber werden gebeten, sich bei der Außenstelle Süd des Landeskriminalamts unter der Telefonnummer 01-31310-57800 DW (Journaldienst) zu melden.

Der Verdächtige wurde als etwa 1,80 Meter groß, von mittlerer bis eher molliger Statur beschrieben. Er trug einen dunklen Vollbart und hatte eher längere, zerzauste und ungepflegte dunkle Haare. Bekleidet war er mit einer dunklen Hose und einem lilafarbenen Kapuzensweater. Auffällig war ein Gürtel mit großer silberner Schnalle.

Wiener Linien "schockiert"

Eine Sprecherin der Wiener Linien zeigte sich schockiert. Noch nie in der Geschichte der Verkehrsbetriebe hätte es einen derartigen Fall gegeben. Dass es in der U-Bahn häufig sexuelle Übergriffe gibt, dementiert sie: "Das kommt so gut wie nie vor."

Dem widerspricht allerdings eine Studie des Instituts für Verkehrswesen, die Ende September aufgezeigt hat: Viele Frauen beklagten, dass sie bereits einmal in U-Bahnen und U-Bahn-Bereichen sexuell belästigt wurden ("Die Presse" berichtete). Studienmitarbeiterin Juliane Stark hat sogar gemeint: "Es scheint so zu sein, dass wir von einem echten Problem sprechen können."

Unmittelbare Konsequenzen wird der aktuelle Fall bei den Wiener Linien nicht haben. Denn eine Sprecherin betont: "Wir tun bereits, was wir können." Überwachungsvideos würden sehr schnell der Polizei zur Verfügung gestellt werden, Fahrgäste laufend darauf hingewiesen, bei einer Bedrohung die Notbremse zu ziehen oder (über die Sprechanlage) Kontakt mit dem Fahrer aufzunehmen. Dieser könne sofort eingreifen und die Polizei alarmieren, heißt es bei den Wiener Linien.

4000 Kameras in Zügen und Stationen

2500 Kameras setzen die Wiener Linien nach eigenen Angaben ein, um Straftaten in ihren U-Bahnzügen vorzubeugen. In den Stationen kommen noch einmal 1500 dazu. In der Regel wird in den Zügen aufgezeichnet, um im Fall des Falles der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen Hilfe zu gewähren.

Man könne jedoch sofort auf Livebilder umschalten, sagt Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien. Das geschieht etwa dann, wenn der Notruf betätigt wird. Dann werde nicht nur Sprechkontakt mit dem Rufer hergestellt, sondern auch die Kameras der Umgebung werden auf Live-Übertragung geschaltet. "Deshalb lautet auch unser Appell: Wer etwas beobachtet, soll sofort den Notruf betätigen", so der Sprecher. Der Fahrer kann übrigens nicht über die Kameras sehen, was sich in seinem Zug abspielt.

Anmerkung der Redaktion: Wegen massiver Verstöße gegen die Foren-Regeln musste die Posting-Funktion bei diesem Artikel deaktiviert werden. Wir bitten um Verständnis.

(APA/Stu./Red.)

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